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27.05.2004
- Die positive Seite meiner Ankunft in Aswan
Nachdem ich resigniert Kongoni beim Zoll lassen musste, sass ich
mit dem nötigsten Gepäck im Taxi nach Aswan. Eigentlich
wollte ich ja den Zug nehmen, der nur 1.50 EP kostet. Aber der
Taxifahrer ist verhandlungsgeschickt und überredet mich mit
den üblichen Tricks wie "der Bahnhof ist ja sooo weit
vom Hotel weg". Ich war aber so geschafft vom Boot und der
Fähre, dass ich keine Energie mehr habe und nur noch ins
Hotel möchte. 25 EP sind da zu verkraften. Die Fahrt ging
zunächst weg vom Wasser und 10km mitten durch die Wüste,
dann kamen wir durch mehrstöckige Sozialviertel in den schönen
Teil von Aswan. Dort befand ich mich plötzlich in einer neuen
Welt, die bei mir in Vergessenheit geraten war. Da ist die Carnide
eine breite Uferpromenade mit Bäumen entlang des Nils und
4-6 stöckigen Häusern und Hotels auf der anderen Seite.
Alles relativ sauber und gepflegt. Doch was mir am skurilsten
vorkam waren die weiss-häutigen Touristen, die sich in kurzen
Hosen und mit Kappe in Pferdekutschen herumfahren lassen. Ich
frage mich, ob ich soweit gekommen bin, um gerade das zu erleben?!?
Aber auf der anderen Seite war ich froh über das saubere
Hotel mit Klasse und Balkon zum Nil, über die Verfügbarkeit
von Bier, Internet und Banken. Und einfach auch darüber,
den härtesten Teil der Reise geschafft zu haben. Dafür
war heute Belohnung angesagt. Zwar konnte ich auf dem schönen
Markt noch keinen Ersatz für meine Jeep Zip Hose (inzwischen
zum dritten mal gerissen) finden, aber ich gönne mir ein
Abendessen und Bier im schwimmenden Restaurant Aswan Moon und
geniesse mein erstes, zweites und drittes Bier, was mich fast
aus den Socken wirft. Dabei geniesse ich den Sonnenuntergang über
dem Nil und den Anblick der weissen Felucca Segel.
Im Hotel lief derweilen die Klimaanlage und sorgt für eine
tolle Nacht nach all den vergangenen Strapazen.
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26.05.2004
- Büro 3, der Zoll und eine nicht so tolle Kreuzfahrt
Endlich weg aus Halfa und weiter auf der Reise. Eigentlich würde
es ja nicht stören mal abzuhängen, aber man wird dabei
selbst so träge. Ich habe ja eigentlich kein Zeitlimit, aber
ich höre die Uhr ticken. So langsam fahre ich wohl auf Reserve.
Aber wenn ich erst mal in Ägypten bin, kann ich wieder Gas
geben und vorwärts kommen. Dazu muss ich nur noch den Stempel
in den Pass bekommen und aufs Schiff gelangen.
Büro 3 ist dann auch offen und geschäftig, was and den
sicher 150 Leuten davor zu erkennen ist. Brav stelle ich mich
in deutscher Manier hinten an der Schlange an. Dies würde
ewig dauern und zum Glück lasse ich mich überreden ins
Büro einzutreten, wie es wohl alle wichtigen Leute tun. Daraufhin
geht es dann schnell, mein Pass wandert durch verschiedene Hände
und schliesslich führt mich jemand zu Büro 1, wo ich
die Emmigration Formblätter bekomme. Um 12:30 fahre ich dann
vollbepackt zum Hafen und bin froh endlich Halfa hinter mir zu
lassen. Meine guten Kontakte kommen mir am Hafen zu gute und so
werde ich gleich durchgewunken. Zum Glück habe ich Termin
mit Mr. Alright (heisst wirklich so), denn ansonsten wäre
ich hier noch in die Hände von Kamal gefallen. Bevor Mr.
Alright Kongoni durch den Zoll bringen kann, muss erst ich selbst
durch jenen. Dort erwartet mich ein Paradebeispiel Ägyptischer
Ineffizienz: 10 Beamten in einer Reihe, von denen nur zwei Pässe
stempeln dürfen. Die anderen füllen jeweils einen anderen
Teil der Zettel aus, die ich vom Immigration Office habe - dabei
sitzen sie noch nicht mal in der richtigen Reihenfolge und unsereins
rennt ständig hin und her. Dabei werde ich dann noch von
einem Araber angefaucht, da ich offensichtlich den Sicherheitsabstand
zu seiner Frau unterschritten habe! Nach einigem Schieben bekomme
ich dann doch endlich meinen Exitstempel und kann Kongoni in die
Zollhalle fahren. Mr. Alright macht noch Anstalt mein Gepäck
zu kontrollieren, bin aber 5 Minuten später frei und kann
weiter in Richtung Boot. Dort ist ein buntes Treiben von Auf-
und Ausladen und da es dauern wird, bis Kongoni aufs Boot rollen
darf beziehe ich derweilen meine "Luxuskabine". Zu allem
Übel muss ich mir diese mit einem kettenrauchenden Araber
teilen, der den einen Kubikmeter atembare Luft innerhalb weniger
Augenblicke in eine Qualmhölle verwandelt hat.
Mir wird aber längst nicht langweilig, da ein Zollbeamte
auf mich zu kommt und mir erklärt, dass die Motorradpapiere
nicht vollständig seine. Also, 15 Minuten bevor wir ablegen,
werde ich zurück zum Zoll gezerrt, um dort ein Formular für
die Ägypter auszufüllen. Dass der Zollbeamte so aufmerksam
war hat mir auf der anderen Seite sicherlich sehr viel Ärger
erspart. Als wir nun zum Boot zurück kommen, kann ich schliesslich
Kongoni in dessen Bauch fahren und kurz darauf geht es auch schon
los.
Die meisten Gäste sind Geschäftsleute (Sudan - Ägypten),
Flüchtlinge aus dem Südsudan und ein paar Studenten
aus Khartoum auf Urlaub.
Da meine Kabine verraucht ist, verbringe ich die meiste Zeit auf
Deck, wo ich ein paar nette Unterhaltungen führe und gegen
23:00 Uhr bekommen wir die beleuchteten Tempel von Abu Simbel
zu sehen. Gegen später entscheide ich mich dann doch meine
Kabine aufzusuchen, da einer meiner Decknachbarn grauenhaft schnarcht
und ich so sicherlich nicht zum Schlafen komme. Erschöpft
wie ich bin, schlafe ich dann durch, bis am Morgen das heitere
Türenknallen los geht. Um etwa Mittagszeit erscheint die
Dammauer im Blickfeld und obwohl wir eine Stunde früher als
geplant ankommen, gestaltet sich das Entladen als äusserst
langwierige Prozedur, die für mich damit endet, dass Kongoni
beim Zoll einen Platz im Treppenhaus bekommt, wo ich sie erst
Tage später wieder abholen kann. Dazwischen liegen eine Odysee
von Behördengängen, bei deren Organisation sich die
Katze immer wieder in den eigenen Schwanz beisst. So muss man
erst ägyptische Schilder haben, bevor man weiterfahren kann.
Diese bekommt man jedoch nur mit Versicherung. Die Versicherung
hat aber erst am Sonntag wieder auf und heute ist Freitag etc.
pp. Näheres will ich Euch ersparen! Insgesamt hat der ganze
Spass, bis ich mein Motorrad wieder aus dem Zolltreppenhaus hatte
so etwa 170€ gekostet - inklusive Bagshish. Aber die Odysee
hatte wenigstens den erwarteten Ausgang - Kongoni ist wieder frei
und hört nun laut Nummernschilder auf den Namen: Aswan 9!
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25.05.2004
- Nach Ägypten ohne Kamal
Meine Mission für heute ist Tickets für die Fähre
kaufen und alle Ausreiseformalitäten zu erledigen. Das ganze
möglichst ohne die Hilfe von Kamal dem hilfsbereiten Halsabschneider.
Da ich den ganzen Tag Zeit habe, sollte das funktionieren und
so mache ich mich um 8:00 nach einem Kaffee im Hotel auf den Weg.
Genau gegenüber auf der anderen Strassenseite ist das Büro,
das die Tickets verkauft. Das öffnet aber erst um 8:30 und
da die Tante eines Angestellten gestorben ist, gar erst um 9:00
Uhr. Das geduldige Warten lohnt sich, denn das Ticket für
mich und Kongoni habe ich dann recht schnell und ich buche auch
eine Kabine, wie mir Jürgen und Midath geraten haben. Der
Preis für das Motorrad ist inzwischen allerdings eine Frechheit,
denn 104US$ dafür, dass mein treuer Gefährte noch nicht
einmal auf den Ponton muss, ist doch heftig. Aber wie so oft ist
man in Afrika machtlos und handeln funktioniert hier auch nicht.
Nächste Station ist das Immigration Office, das keiner zu
kennen scheint und das in Halfa, wo wöchentlich Personen
über die Grenze gehen und kommen. Aber mit Hilfe von Midaths
Bruder gelange ich auch dort hin und dann beginnt das übliche
Spiel von "wir schicken dich von einem Büro zum nächsten,
dort bezahlst du und wenn du dann entnervt bist, bekommst du vielleicht
auch den nötigen Stempel". Was in diesem Fall bis zum
nächsten Tag dauern soll, denn es gibt erst den Stempel,
wenn das Schiff in Sicht!?! Die gleiche Story wiederholt sich
beim Zoll und ich möchte das hier nicht ins Detail ausführen.
Allerdings schaffe ich es dort, den nötigen Stempel ins Carnet
zu bekommen.
Nach vier Stunden Rennerei ist damit sozusagen Feierabend für
heute und ich gönne mir endlich ein Frühstück.
Leckeres Omelette mit Brot. Den Rest des Tages habe ich dann vermutlich
Sudanese gespielt, mit dem Unterschied, dass ich mal wieder zu
den meisten Tees und Kaffees eingeladen wurde.
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24.05.2004
- Die wunderschöne Gesteinswüste Nubiens
Namibia
hat uns vor vier Jahren ja schon gezeigt wie vielseitig die Wüste
sein kann. Aber was mir der Sudan hier auf seinen 500 nördlichsten
km (Nubien) vorführt ist noch beeindruckender. Zunächst
die tupfebene Wüste gelich nördlich von Khartoum, die
nach Norden immer trockener wurde, zunächst noch Akazien
überleben lies und dann in sandige Einöde überging,
die im Sandsturm bedrohlich, bei blauem Himmel wunderschön
war. Dann war das tiefsandige Stück nach Dongola, dessen
Hauptaufgabe es zu sein schien, Dongola von der Aussenwelt abzuschneiden.
Hoffnungsgeber und Wegweiser lediglich das grüne Band des
Nils und kurz vor Dongola die Schotterwellen. Bis nach Abri folgte
ein heimelig anmutendes Stück, das immer am Nil entlang durch
einladenede und schöne Ortschaften führte. Danach wieder
lebensfeindliche Wüste mit einem neuen Gesicht. Wie symbolisch
sind die letzen Häuser am letzten Ort am Nil nicht bunt angestrichen
und teilweise verfallen. Als wären die Menschen aus Furcht
vor den Bergen dahinter geflohen. Aber genau dort hin führt
die Piste, weg vom lebensspendenden Nass des Nils. Sofort verschwinden
die Palmen und die Farbe grün aus dem Sichtfeld. Das Farbenspektrum
bewegt sich nun in gelb und rot vom Sand, braun und grau der Felsen
aber auch blau vom Himmel. Hier ist die Luft klar und rein und
obwohl ich auf der Piste unterwegs bin, könnte ich ohne Brille
fahren. Kein Insekt, kein Staubkorn. Apropos Insekt, mir wird
gerade bewusst, dass ich auf der ganzen Strecke kein Lebewesen
gesehen habe, nicht mal mumifizierte Esel oder Kamele. Dafür
aber eine Menge Steine. Fahrspass und Naturvergnügen sind
hier so gross, dass es akum auffällt wie einsam man ist.
An der Landschaft kann ich mich kaum satt sehen und jeden km könnte
ich anhalten, um ein Photo zu machen. Autoverkehr herrscht nur
an den Tagen vor und nach der Fähre. Einen Tag davor überhole
ich nur zwei LKW und einer kommt mir entgegen. Es ist weider erner
von den alten, bunten und überladenen Nissan, der auch gleich
auf einen Smalltalk anhält. Ausserdem bietet man mir Wasser
und Essen an. Mir geht es allerdings bestens und an diesem Punkt
sind es eh nur noch 20km bis Wadi Halfa. Dies ist jedoch eine
Angabe aus dem Cape to Cairo, das GPS gibt Luftlinie noch 35km
an. Hier erweist sich das GPS als schlauer und ich habe noch 50km
zu fahren. Gut dass ich die 4,5l nachgetankt habe, denn ich komme
tatsächlich auf Reserve. Dies zeigt mal wieder wie gefährlich
Kilometerangaben sein können. Nachdem mich eine Abkürzung
durch Tiefsand, der die letzte Möglichkeit zum Eingraben
war, und Buschwerk führt, komme ich sozusagen durch die Hintertür
nach Halfa rein. Ich verspühre ein ähnlich grosses Triumphgefühl
wie in Moyale. Der Lake Nasser zeigt sich von der Wüste aus
in einem geradezu unwirklichen Blau. Leider hat der See diese
Farbe in Halfa nicht mehr.
Mein erster Anlaufpunkt in Halfa ist Midhats Office, wo ich seinen
Bruder kennenlerne. Vom Office telefoniere ich erst mal mit Midath,
damit der die e-mail an Heidi weigschicken kann. Sie sollte dann
heute Abend wissen, dass ich gut angekommen bin. Danach schmeckt
eine gekühlte Pepsi gut, obwohl ich mich schon auf das Bier
in Ägypten freue und überhaupt kann ich mir so gar nicht
mehr richtige Zivilisation vorstellen. Ob ich wohl noch einen
Geldautomaten bedienen kann?
Die Dusche im recht neuen Deffentoad Hotel tut auch gut, obwohl
ich mir das sonnengewärmte Wasser aus einem Eimer aufs Haupt
schöpfen muss - Pumpe installieren gehört hier nicht
zum Repertoir der Handwerkskunst?
Die zu erledigenden Formalitäten für Fähre und
Ausreise nehme ich mir für morgen vor und spiele den Rest
des Tages Sudanese, was bedeutet im Schatten zu sitzen, Smalltalk
zu halten und süssen Tee oder Kaffee zu trinken.
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23.05.2004 - 200 schöne Offroad km und ein Zeltplatz mit
Familienanschluss
Als
am Morgen die Jungs mit ihren kühen zurückkommen habe
ich schon gepackt und bin auf dem Sprung zu meiner längsten
Offroad Etappe im Sudan, 200km von Kerma nach Abri. Diese sind
eine wahre Freude und die ersten 100 verfliegen wie im Nu. Wie
schon gestern ist die Navigation einfach und führt durch
viele schöne aber immer kleiner werdende Ortschaften mit
"Kandinsky" Bemalung, in denen besonders am Vormittag
viele Menschen im Schatten ihrer Häuser oder Palmen sitzen
und das wenige Geschehen beobachten. Jeder scheint sich zu freuen,
wenn ich etwas Abwechslung ins Dorfgeschehen bringe.
Im Gegensatz
zu den meisten Nildörfern ist Delgo ein trister und staubiger
Ort, in dem ich nur stoppe um ein Sudanesisches Frühstück
zu nehmen, Fuhl (Bohnen), Feta, Eier, Fladenbrot und Tee. Lediglich
die kühle Pepsi trinke ich aus dem Westen.
Die zweiten Hälfte nach Abri ist danach etwas nervig wegen
verstärktem Waschbrett. Die Temperaturen sind aber auch gegen
Mittag noch angenehm und Dank Gegenwind läuft das KTM Aggregat
im otimalen Temperaturbereich und ich erreiche mein Ziel Abri
schon am Vormittag. Abri ist Kerma sehr ähnlich, verfügt
als Durchgangsort über Markt Werkstätten, Kneipen und
ein Hotel. In letzteres hätte ich gerne eingecheckt um mal
wieder ne Dusche zu nehmen und so lasse ich mich vom Hotelmanager
auch auf die Sicherheitspolizei schleifen. Dort muss ich den Beamten
zunächst erklären, dass man inzwischen keine Reisegenehmigung
mehr braucht, nur um danach festzustellen dass auch das Hotel
hier unzumutbar ist. Also ne weitere Nacht im Grünen. Das
kann ich jedem Sudan Reisenden entlang des Nils sehr empfehlen.
Man sollte lediglich in Dongola ein/zwei Nächte im Hotel
einplanen um sich diesen netten Ort näher anzuschauent.
In Abri esse ich nur gemütlich und kaufe auf dem Schwarzmarkt
4,5 Gallonen Sprit zur Sicherheit. Einen schönen Platz zum
Campen finde ich beim dritten Abstecher zum Ufer und habe mal
richtig Zeit für das Tagebuch, da sich der technische Service
aufs Kettenschmieren und Ölkontrolle beschränkt.
Aber auch hier bekomme ich wieder netten Besuch. Diesmal von drei
Generationen Frauen, die auf der Suche nach Brennholz sind und
in ihren Gärten wohl gerade Gemüse geholt haben. Im
Gegensatz zu meinem Bild der muslimischen Frau sind die Damen
nicht schüchtern und sprechen mich nach vielen Neugierigen
Blicken an. Auch wenn das Kopftuch mal verrutscht ist kein Problem
und gelegentlich nehmen die mitunter hübschen Frauen es auch
ganz ab. Samira die ich auf ca. 40 Jahre schätze spricht
wenige Worte Englisch und führt die Gruppe, der Ihre Mutter,
Tante, Kinder und Schwestern angehören. Sie reichen mir frische
Datteln zu essen und geben sich besorgt um meine Unterkunft. Dass
das Zelt schlangendicht ist, glauben sie mir noch aber sie haben
Angst dass im kräftigen Wind mir eine Palme auf den Kopf
fällt oder mich Hunde angreifen. Daher solle ich doch dringed
umziehen. Von dieser Idee kann ich sie einige Zeit dadurch ablenken,
dass ich Photos von ihnen mache und ihnen diese zeige. Das macht
ihnen so Spass, dass Samira sogar eine Palme besteigt und der
5-jährige Sohn mit Helm und Handschuhen die KTM besteigt.
Wenig später kommt auch Samiras Vater und Oberhaupt der Familie.
Er befiehlt sogleich seinen Enkeltöchtern mir Tee zu kochen
und giebt sich auch besorgt wegen meines Lagerplatzes. Und so
willige ich ein, 150m aus dem Palmenhein zu einem kleinen Haus
umzuziehen, wo Samiras Vater wohl arbeitet. Die gesamte Familie
schnappt sich mein Hab und Gut und bis ich auch nur das Motorrad
umgeparkt habe, steht mein Zelt und alles Gepäck am neuen
Platz und der Tee ist fertig! Für das Kochen des Tees hat
der Köchin übrigens ein einziger Palmwedel von vielleicht
30cm Länge genügt! Schukran!!! Als Geste meiner tiefen
Dankbarkeit für diese Gastfreunschaft schenke ich dem alten
Herrn meine auf Zanzibar gekaufte Ziphose. Ob sie dem hageren
Mann passt und ob er sie unter der Jelabia tragen kann weiss ich
nicht aber er freut sich.
Während wir so dasitzen findet sich nach und nach die gesammte
Grossfamilie ein und sitzt in einem Halbkreis um mein Zelt. Dabei
fällt mir auf, dass die Frauen umso zurückhaltender
werden je mehr Männer anwesend sind. Einer der Männer
läd mich zum Essen in seine vier Wände ein, kann aber
verstehen, dass ich nach meinem Umzug gerne hier bleibe.
Als sich in der Dämmerung alle auf den Heimweg machen lege
ich mich glücklich in mein Zelt und öffne genüsslich
eine Dose Mais. Die Dose ist gerade auf, da kommt der nette Alte
wieder und ich kann nicht glauben was ich sehe. Mit einer Taschenlampe
bringt er mir frisches warmes Essen und bevor ich auch nur danke
sagen kann ist er auch schon wieder weg. In zwei Töpfen finde
ich das beste Fuhl des Sudan und viele hauchdünne, leckeren
Pfannkuchen! Viel zu viel für heute Abend aber die Pfannkuchen
werden mir auch zum Frühstück noch schmecken.
Mit vollem Magen und Temperaturen bei denen ich sogar den Schlafsack
brauchen werde um mich zuzudecken werde ich so gut wie noch nie
im sommerlichen Sudan schlafen.
Noch bevor mein Wecker klingelt kommt um 6 mein Gastgeber wieder.
Er hat sicher schon gebetet und bringt mir nun heissen Tee, den
wir gemeinsam trinken. Von meinen Pfannkuchen mit Marmelade möchte
er nicht probieren.
Ich hoffe ich kann mich irgendwann in Deutschland für diese
Gastfreundschaft revangieren!
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22.05.2004
- Eine Fähfahrt die ist lustig...
Da
ich noch zur Bank muss, die erst um 9 öffnet habe ich vor
meiner Abfahrt aus Kerma noch Zeit für ein schönes Frühstück.
Ich lasse mir leckeren Guava Saft schmecken und esse dazu Mini-Doughnuts.
Den Weg aus Dongola finde ich dank einer guten Beschreibung sofort
und fahre auf einer abwechslungsreichen Piste nach Norden, wo
ich in Argo oder Kerma über den Nil wechseln muss. Nach einem
Ruhetag macht das Fahren gleich wieder doppelt Spass und ich geniesse
es mit Kongoni um die vielen Schlaglöcher zu schwingen, gelegentlich
Fech-Fech Staubfontainen in die Luft zu schleudern, hier und da
durch vereinzelte Tiefsandfelder zu pflügen oder
über Bewässerungsrohre zu springen. Das Ganze natürlich
mit angemessenem Tempo um das geplagte Material zu schonen und
nicht zu stürzen. Lediglich auf den ersten km habe ich mit
Rollkiesel zu kämpfen. Aber hier hilft es wieder sich zu
überwinden und am Gas zu bleiben.
Die Navigation ist seit Dongola relativ einfach, da man nun einer
Piste folgen muss, die sich lediglich in den Dörfern auffächert.
Da die Piste hier durch die Dörfer verläuft, ist man
auch immer recht nahe am Nil und und muss nie weit weg von den
die Seele beruhigenden Palmen und Gärten fahren. Einen wunderbarer
Anblick bieten die bunt bemahlten Haustüren, die im Kontrast
zum beige und grau-braun der Lehmwände und des Bodens stehen.
Ich könnte vor jeder Tür anhalten und ein Photo machen.
Die Menschen dehnen ich begegne sind freundlich aber überrascht.
So viele Motorräder kommen hier wohl noch nicht durch.
Als ich laut GPS etwa in Argo befinde orientiere ich mich im Wirrwar
der Wege langsam in Richtung Nil um zur Fähre zu gelangen.
Die Wege werden dabei immer enger, während ich mich zwischen
den Feldern dem Nass nähere. Den Nil findet man so immer
aber statt des Fähranlegers stehe ich letztlich vor der Hütte
zweier Männer die hier Holz fällen und Ziegeln brennen.
Als diese den Mann vom Mond sehen, bieten sie mir sofort Chai
(Tee) an, den ich natürlich nicht ablehne. Wärend wir
so dasitzen kann ich Sie mit Digitalbildern erfreuen und erfahre
in Zeichensprache dass ich an dem Ponton (Fähre) von Argo
wohl schon vorbei bin. Aber die Fähre in Kerma sei auch in
Betrieb.
Und so fahre ich nach der netten Pause weiter in Richtung des
GPS Punktes von Kerma. Zur Fähre, die ohne Koordinaten oder
Füher nicht zu finden ist, führt mich später ein
Anwohner, der mir gleich mit seinem Pickup vorausfährt. Am
Nil angekommen traue ich meinen Augen nicht als man mir die Fähre
zeigt. Vor mir liegt am Ende einer etwa 4 m hohen steilen Böschung
ein kleines Boot mit Aussenboarder, etwa so breit wie ein Auto,
auf der ganzen Länge Holzbretter zum Sitzen. Das einzige
wo ein Motorrad draufpassen könnte ist eine 1,30m x 1,30m
Metallplatte am Bug. Das ganze sei kein Scherz und alles kein
Problem ("mamuschkila"). Voller Zweifel wage ich dann
die Abfahrt auf der steilen Böschung und schaffe es tatsächlich
meine Fuhre auf dem wackeligen Bug anzuhalten, wobei Vorder- und
Hinterrad ein Stück überhängen. Das gefällt
dem Capitain aber noch nicht und ein Helfer legt zwei Planken
längs über die Sitzbänke, worauf ich das Motorrad
stellen soll. Zu dritt schaffen wir das auch und dann geht es
auch schon los über den Nil, der bei dem heutigen Wind doch
recht Seegang hat. Von links balanciere ich Kongoni und von rechts
der schmächtige Bootsjunge. In Gedanken versuche ich mir
schon auszumahlen wie ich Kongoni hier aus dem Nil wieder bergen
könnte, als es plötzlich einen Ruck macht und wir noch
einige Meter vom anderen Ufer auf einer Sandbank aufsitzen. Mamuschkila,
dann müssen wir wohl hier wieder abladen. Motorrad also wieder
auf den wackeligen Buk, die Planken als Rampe verlegen und dann
rückwärts ins Wasser. Aber hier im seichten Wasser fühle
ich mich schon wieder wohler, kann ich mich doch auf Kongoni setzen
und fahren. Das dabei der Captain etwas nass wird stört mich
nicht weiter. Zu sehr muss ich mich dazu auf das Ufer-Hillclimbing
konzentrieren. Mit den Worten eines Enduro-Instruktors im Kopf
("Da fahre ich jetzt hoch!") klappt die steile und rutschige
Auffahrt aber ganz gut, und zufrieden komme ich nach einem Sprung
über die Kante oben an. Wo ich aber zu meiner Überraschung
noch nicht bin ist Kerma. Stattdessen befinde ich mich jetzt auf
einer Insel mitten im Nil! Das merke ich allerdings erst als ich
dem GPS folgend nach 1 km durch Gärten und Felder wieder
an einem Ufer stehe. Zu meiner Erleichterung legt hier aber eine
gewöhnliche Afrikanische Fähre an, überladen und
reparaturbedürftig. Aber der dicke Maschinist scheint stolz
und glücklich zu sein und verströmt eine innere Ruhe.
So finde ich mich wenig später zwischen Eseln und allerlei
Ladung auf der zweiten Nilfähre wieder, die dann endlich
in Kerma anlegt. Zur Überfahrt werde ich sogar von einem
netten Herrn mit Turban eingeladen.
Kerma ist deutlich kleiner als Dongola und versprüht wenig
Charme, das einzige Hotel in dem ich eigentlich bleiben wollte
ist ekelhaft und die Tankstelle ist trocken. So trinke ich kurz
ne Pepsi, esse ein paar Bohnen und Reis, kaufe ein paar Liter
Wasser und Brot unf fahre weiter nach Norden. Bereits nach 10
km habe ich ihn dann auch schon gefunden den idealen Campplatz,
im Schatten von Dattelpalmen zwischen kleinen Dünen und dem
Nil. Werkzeuge zeigen, dass hier sonst wohl Bootsbauer arbeiten
und eines ihrer schönen Boote liegt wie als Einladung zum
Sonnenbad am Ufer. Hier kann ich mich ein wenig ausruhen und dabei
meine Stiefel trocknen. Später bekomme ich Besuch von Jungs,
die ihre Kühe hier tränken und waschen. Dies ist ein
lustiges Schauspiel, da die Kühe nicht gerne tauchen. Mir
zeigt es gleichzeitig, dass ich hier wohl ohne Angst vor Krokodilen
baden kann. Ganz beruhigt bin ich aber nie.
Als die Jungs wieder weg sind habe ich noch genügend Zeit
mir mit Nilwasser nen schönen Tee zu kochen und Brot und
Mais zu essen. Kongoni bekommt hier mal wieder einen kleinen Check.
Der Luftfilter ist noch sauber und der Rahmen ist zum Glück
noch heil und ich hoffe er hält bis Aswan. Leider ist der
Werkzeughalter schon wieder gebrochen, ebenso wie die eine Schraube
des Kofferhalters. Letztere versuche ich mit Spanngurten zu entlasten.
Die GPS Halterung ist ebenfalls lose, da eine Dämpferschraube
gebrochen ist. Hier helfen ein paar Gummiringe zur provisorischen
Befestigung. Ersatzschrauben hat man auf so einer Fahrt nie genug
dabei! Aber die wesentlichen Teile von Kongoni sind noch gut in
Schuss und ich bin zuversichtlich mein Ziel zu erreichen. Dort
werde ich dann sofort die Ventile einstellen lassen, die das sicher
mal nötig hätten. Nach diesem Service und einem weiteren
schönen Tag schlafe ich bei angenehm kühlen Temperaturen
wie ein Stein während über mir die Palmblätter
im Mondlicht wehen.
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21.05.2004 - Abhängen in Dongola
Anfangs
hat mich Dongola alles andere als willkommen geheisen. Zunächst
konnte ich nämlich kein Hotel finden, da entweder total schäbig,
voll oder beides. Letztendlich hatte man aber noch ein Bett für
mich im Ola Hotel, das sicher auch nicht mit einem Stern rechnet.
Bevor ich einchecken und duschen konnte musste ich allerdings
zuerst die Fremdenpolizei finden, was eine mittlere Odysee darstellt,
um mir dort das OK für meinen Aufenthalt zu holen. Ganz frei
kann man sich im Sudan doch noch nicht bewegen. Als Entschädigung
wurde ich im Hotel allerdings gleich von dem netten Strassenbauingeneur
Mohammed (viel zu tun!) zum Essen eingeladen, der sogar etwas
Deutsch sprach. Kongoni durfte im gefliesten Eingangsbereich einziehen
und musste nicht in Sonne und Staub braten.
So gestärkt hat mir Dongola dann schon viel besser gefallen
und da ich eh viel zu früh hier war, bin ich gleich drei
Nächte geblieben. Wadi Halfa wäre sicher nicht so schön
zum Warten auf die Fähre. Dies hat mir Gelegenheit gegeben
den netten kleinen Ort in der Wüste ausgiebig kennenzulernen
und mit vielen netten Sudanesen zu reden.
Hauptfortbewegungsmittel in Dongola sind die farbenprächtig
geschmückten Allradtaxis und lustigerweise motorisierte Rickschas.
Die wirken hier mitten in der Wüste wie von einem anderen
Stern und sicher könnte keines der Tucktucks Dongola aus
eigener Kraft erreichen. Kamele werden auch noch genutzt, sind
im Ort aber schon ein Auslaufmodel. Ebenso bunt wie die Fortbewegungsmittel
ist der Markt oder Souq wie es in der arabischen welt heist. Wie
überall vermisst man Zelte und Musik aus 1001 Nacht was wohl
der Vergangenheit angehört. Dennoch ist der Markt sehr schön,
bei noch übersichtlicher Grösse erhält man alles
von Haushaltsartikeln über Werkzeug zu frischem Obst und
Gemüse sowie Konserven, Waschmittel, und sogar Radios und
TVs. Satelittenschüsseln holen die Menschen hier zwar noch
aus Khartoum, was man aber ansonsten hier nicht findet gibt es
nicht im Sudan.
Der gesamte Markt ist erfüllt von einer sehr freunschaftlichen
Stimmung und die Menschen haben sich lieber mit mir unterhalten
als mir etwas zu verkaufen. Ein Händler war total glücklich
als er mir eine Melone schenken konnte ich dafür ein Photo
von uns beiden gemacht habe. Überhaupt wollte jeder photographiert
werden. Dazu ist mir einer sogar durch den ganzen Markt mit seinem
Eselskarren nachgefahren. Ein netter alter Herr hat mir netter
Weise eine Führung über den Markt gegeben. Dabei konnte
ich zum Beispiel sehen wie Männer und Kinder in reiner Handarbeit
aus Schrott Pflugscharen und Sicheln schmieden oder wie ein von
einem Stromschlag niedergestreckter Mann durch Schläge mit
einer Holzlatte wiederbelebt wurde (kann mir einer diese Technik
erklären?).
Überall auf dem Markt aber vorallem entlang der Hauptstrasse
findet man Strassenrestaurants, in denen man fast zu jeder Tages-
und Nachtzeit essen kann. Es gibt leckeres gegrilltes Fleisch
frittierten Fisch, vegetarische Felaffel und sogar eine Konditorei.
Das Geback war allerdings fast ungeniessbar süss. Überhaupt
halte ich die Sudanesen für die grössten Zuckerkonsumenten
der Welt. Weder Tee noch Kaffee oder Fruchtsaft (frisch und lecker)
trinkt man hier mit weniger als drei Löffel Zucker. Da hier
die einzige körperliche Beschäftigung das Hinknieen
zum Gebet ist, was aber immerhin 5x täglich getan wird, ist
der Anteil übergewichtiger Männer rekordverdächtig.
Eine andere als die "Zuckertheorie" hat mein lokaler
Freund Mohammed, der das weite Gewand Yelabija für Schuld
hält, da dies so viel Platz für Bauch bietet!
Die Gebete in Dongola sind auch etwas Spezielles. Während
ich nämlich gemütlich in einem Strassenrestaurant sitze,
kann ich beobachten wie gegenüber die Auslage eines Geschäfts
geräumt und stattdessen am Strassenrand ein grosser Teppich
ausgerollt wird. Sogleich finden sich viele Gläubige ein
und knien nach dem Waschen von Händen und Füssen in
Reihen nieder zum Gebet. Während der 15 Minuten des Gebets
ruht dann in ganz Dongola jeglicher Verkauf. Dieses Geschehen
wiederholt sich 3x täglich, während wohl jeder das erste
und letzte Gebet zuhause absolviert.
Einer der grosse Probleme hat zwischen diesen alten Glaubensstrukturen
und dem westlichen Einfluss ist Mohammed, was mir während
langer Gespräche auffällt. Das Dilemma startet mit dem
Sattelitenfernsehen, das dem Menschen hier völlig unvorbereitet
eine andere Welt zeigt. Eine Welt in der der Konsum regiert, Frauen
unverhüllt sind und über Sex nicht nur gesprochen wird
sondern dieser sogar gezeigt wird. Die jungen Männer sind
hin- und hergerissen zwischen Neid und Abstossung. So möchte
Mohammed eine westliche Frau, weil diese unbeschnitten sind und
dadurch leidenschaftlich sein können. Auf der anderen Seite
soll seine Frau die klassische Rolle spielen. Eine ganz seltsame
Idee haben die Männer hier in Pornos aufgeschnappt, die heimlich
geschaut werden - sie glauben dass im Westen primär Analverkehr
praktiziert wird! Hier tut Aufklärung grosse Not! Eigentlich
wäre es das Beste Männer wie Mohammed bekämen die
Gelegenheit für einige Zeit in Ihre westlichen Traumländer
zu reisen. Aber dies ist wegen der unüberbrückbaren
Visaformalitäten fast unmöglich. Bis diese Restriktionen
fallen müssen Touristen wie ich eine möglichst positive
Aufklärung betreiben. Zur selben Zeit wie ich war noch ein
zweiter Tourist in Dongola. Ian ist eigentlich Engländer,
giebt sich zur Sicherheit aber als Ire aus und ist hier um alte
Freunde zu besuchen. Er war vor 10 Jahren schon in Dongola um
Lehrer an einer Schule zu werden. Damals geriet er aber in eine
Studentenrevolte, die von der Regierung niedergeschlagen wurde
unde konnte so nie unterrichten. Freunde hat er dennoch gewonnen.
Mit denen ist er von Dongola per Jeep zu einer Oasensiedlung aufgebrochen,
was trotz Sandsturm wohl ein tolles Erlebnis war. Das wäre
sicher auch ein schöner Ausflug für Durchreisende wie
mich.
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19.05.2004
- Tiefsand und GPS Spezialetappe nach Dongola
Nach all den Informationen, die ich erhalten habe, ist dies der
fahrerisch spannendste Tag der gesamten Reise. 160 km trennen
mich von Dongola, das wohl der netteste und grösste Nilort
im Norden des Sudan ist. 160 km übersät mit Tiefsandfeldern
und ohne klar markierte Piste. Hier ist entgültig die Zeit
des GPS gekommen und nachdem ich Dongola als Zielort eingegeben
habe und den Luftdruck der Reifen fürdas Surfen im Sand reduziert
habe, geht es los und ich winke Shaibs Familie zum Abschied zu.
Sie denken sicher "Die spinnen die Germanen!"
Der schwerste Teil der Etappe ist der Anfang. Hier muss ich zunächst
aus dem Wirrwar der Gassen aus dem Ort hinaus finden und fahre
im rechten Winkel vom Nil weg um ca. 5-10 km ausserhalb in der
Wüste auf einen Track zu stossen, der hoffentlich in Richtung
Dongola führt. Auf dem Weg zur Piste führen die Spuren,
denen ich folge immer wieder in die falsche Richtung und ich muss
sie verlassen. Hierbei verdanke ich es dann häufig nur der
Power von Kongoni, dass ich mich nicht hoffnungslos eingrabe.
Abseits von Spuren ist der Sand sehr tief und ein Boot scheint
das bessere Verkehrsmittel zu sein. Ich bin jedesmahl froh wenn
ich wieder auf eine Spur stosse auch wenn manche so tief sind,
dass beim Kreuzen sich das Vorderrad eingräbt und ich die
KTM ablegen muss.
Nach einer halben Stunde des Grabens stosse ich endlich auf ein
Spurbündel, das in der vom GPS gezeigten Richtung führt.
Von der Überlandstromleitung, die hier auch irgendwo in gleicher
Richtung führen soll, ist nichts zu sehen. Aber das wundert
nicht, ist die Piste hier doch sicher 20 km (!) breit. Das heisst,
dass sich auf dieser Breite verteilt Spuren kreuz und quer zwischen
Abu Dom und Dongola erstrecken. Vorsicht ist an den Rändern
geboten, da von dort immer wieder Spuren zu Siedlungen am Nil
führen. Ich versuche mich daher nie ganz am Rande zu halten
und werde langsam warm. Einige km versuche ich meine fahrtechnische
Linie zu finden, teste verschiedene Spuren oder fahre auch mal
daneben spiele mit verschiedenen Geschwindigkeiten. Als optimal
stellt es sich heraus eine möglichst frische LKW Spur zu
wählen, in der der Sand etwas komprimmiert ist und die Geschwindigkeit
immer so zwischen 60 und 80 km/h zu halten. Bei niedrigen Geschwindigkeiten,
wie sie mir von anderen Motorradfahrern empfohlen wurden, quält
man den Motor, ist immer nahe am Eingraben und verliert Fahrstabilität.
Es wundert mich nicht, das zwischen 30 und 50 km/h die Strecke
einen vollen Tag dauert und viele Stürze kostet.
Nachdem ich warm bin, macht mir diese Etappe mächtig Spass.
Entspannt folge ich dem Netz der Spuren und immer wenn vor mir
wieder ein Tiefsandfeld auftaucht in dem die LKW Spuren chaotisch
werden, wähle ich mir blitzschnell eine aus, schalte einen
Gang runter und lass die KTM mit Ihrem legendären Geradeauslauf
hindurchpflügen ohne viel Speed zu verlieren. Dabei heisst
es locker bleiben und das Vorderrad seine Spur suchen zu lassen.
Ständig kontrolliere ich bei diesem Surfvergnügen durch
Blick auf das GPS ob die Richtung noch stimmt und wechsle falls
nötig in eine andere Spur. Mit dieser Technik gelingt es
mir zu meiner eigenen Überraschung die gesamte Strecke ohne
steckenzubleiben und ohne Sturz zu bewältigen.
Nach etwas der Hälfte der Strecke traue ich meinen Augen
nicht, als plötzlich eine Teerstrasse vor mir auftaucht.
Diese erstreckt sich allerdings nur auf etwa 20 km und wenn ich
neben die Strecke blicke, verstehe ich warum. Hier erstrecken
sich die Tiefsandfelder über km und viele alte Furchen die
aussehen wie ein Wellenmeer, erzählen Geschichten vom Kampf
gegen den Sand. Nach dem Ende des Teerabschnitts muss ich nur
noch wenige Tiefsandfelder bewältigen, bevor das Sandmeer
dann abrupt in eine hügelige Schotterlandschaft übergeht.
Bei einem Blick zurück über den hellgelben Sandkasten
mischen sich in mir Erleichterung und Enttäuschung. Da möchte
ich gerne nochmal durch! Aber die rotbraunen Schotterhügel
haben auch Ihren Reiz und wie ich so über die sanften Wellen
gleite fühle ich mich ans Snowboarden erinnert. Sandkontakt
hat man hier nur noch beim Queren kleiner Wadis. 20 km vor Dongola
hat auch dieser Spass ein Ende und das letzte Stück Teer
des Sudan führt einen in die farbenfrohen Strassen von Dongola
die bestimmt sind durch den grossen Souq
Für die Strecke vor der ich zunächst Angst hatte, habe
ich letztlich nur 3 Stunden gebraucht und bin sturzfrei in Dongola
angekommen. Zum Vergleich brauchen lokale Autos 4 Stunden und
manch ein Reisender benöt auch schon mal 6 Stunden oder den
ganzen Tag. Das würde ich gerne mit einem kalten Bier feiern,
wäre ich nicht noch immer im streng muslimischen Sudan.
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19.05.2004 - Ein Tag unter Bauern am Ufer des Nils
Mit
letzlich doch kochendem Motor habe ich den Weg durch das Strassenlabyrint
von Debba ans Nilufer geschafft. Hier finden mich sogleich ein
paar junge Männer und laden mich zu sich in Ihre kleine Siedlung
ein. Diese besteht aus ca. 4 kleinen Strohhütten, in denen
die Bauern in der Zeit leben in der es auf den Feldern am Nil
Arbeit gibt. Das Land hier ist dank Bewässerung mit Dieselpumpen
sehr fruchtbar und es werden Zwiebeln, Gurken, Weizen, Melonen,
Sonnenblumen, Obst und viele Datteln angebaut. Auch wenn die Behausungen
ärmlich aussehen haben manche Bauern aber sogar Traktoren.
Diese können sie mit Erlösen aus Kamel- und Viehzucht
kaufen.
Dies alles erfahre ich von Shaib der als Lehrer für Englisch
und Geschichte mir das arabische Alphabet erklärt und zwischen
mir und seiner Familie übersetzt, die mich liebevoll aufnimmt.
Für die 16 Stunden meines Aufenthaltes werde ich einer von
Ihnen. Sie bewirten mich mit knusprigem Fladenbrot mit würziger
Oel-Gemüse Tunke (lecker!), kühlem Nilwasser (!) lassen
mich an Ihrem Leben teil haben. Wir erzählen, ruhen gemeinsam
im Schatten, laufen über die Felder und währen alle
beten sitze ich einfach nur da und schaue zu.
Am Abend stellen alle die Betten ins freie und ich freue mich
auf eine Nacht unter Sternen. Shaib empfielt mir allerdings wegen
der Mosquitos nicht im Freien zu schlafen. Uns so schlage ich
unter ungläubigen Augen zwischen den Hütten meine Zelt
auf. Damit bin ich vermutlich noch eine Weile im Gespräch.
Immer wieder fragen Nachbarn, die mit Ihren Kamelen vorbeikommen
mich Fragen wie wo die Tür und Fenster zu meinem lustigen
Haus sind oder ob es auch schlangensicher ist.
Bevor ich aber in meiner Plastikhütte schlafen kann gibt
es erst nochmals etwas zu essen. Schon im Dunkeln kocht Shaibs
Schwester nochmals leckeres Fladenbrot, das wir nach dem Waschen
der Hände wieder mit den (rechten) Händen aus einem
Korb am Boden essen. In einem
Wanne daneben ertaste ich ein leckeres zweites Gericht, das ich
nicht einordnen kann. Es ist warm, weich und feucht und schmeckt
etwas wie Pfannkuchen die in süsser Milch aufgeweicht sind.
Aber wozu muss man immer wissen, was man isst? Es ist lecker und
das zaehlt!
Satt, glücklich und müde verkrieche ich mich danach
in meinem Zelt, während meine Bauernfamilie sich im Freien
auf den geflochtenen Betten ausstreckt. Zelt und Isomatte haben
jedoch den Nachteil, dass kein Lüftchen den Körper kühlt
und nach Minuten liege ich im eigenen Saft. Um ein Auge zumachen
zu können, trage ich ordentlich Repellent auf und beschliesse
meine Mobilsauna gegen eines der Betten einzutauschen. Ohne auch
nur eine Schnake zu hören schlafe ich mit den Sternen im
Blick ein. Nach dem Aufwachen wundere ich mich jedoch, weshalb
mich der ganze Körper juckt und wo all die Stiche herkommen,
von denen ich alleine am linken Fuss 44 zähle! Ich werde
wohl nich erfahren ob hier Flöhe, Sandflöhe oder Spinnen
eine Party gefeiert haben. Der Tag mit Shaibs Familie war das
anschliessende Jucken jedoch wert und ich hoffe mich jemals erkenntlich
zeigen zu können.
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18.05.2004
- Sandsturm auf dem Weg von Nil zu Nil
Es ist schwer Khartoum mit all seinen Annehmlichkeiten zu verlassen.
Besonders mit dem Wissen, dass eine unbequeme und schwere Woche
bevorsteht. Trotz all den Informationen, die ich gesammelt habe
bleibt noch immer die Unsicherheit und viele Fragen. Wie funktioniert
die Navigation, schaffe ich Tiefsand, finde ich Unterkunft und
Nahrung..... Aber alle Informationen sind nutzlos, wenn die Vorstellungskraft
einfach versagt. Und Antworten bekommt man schliesslich nur durch
eigene Erfahrung.
Mit etwas mulmigem Gefühl starte ich um 6:45 Uhr bei noch
angenehmer Temperatur. Dank einer guten Beschreibung ohne die
es fast unmöglich ist, finde ich schnell die Great North
Road am Rande Khartoums. Diese führt auf Ihrem guten Teerbelag
schnell weg vom Nil in die Wüste. Schon nach einer Stunde
kann ich mir nichtmehr vorstellen, dass mein Zelt noch am Morgen
in einem Garten gestanden hat.
Die Wüste hier ist noch ein gutes Stück extremer als
auf dem Weg nach Meroe, schliesslich ist der Nil weit weg und
das einzige Nass auf der 400 km Strecke nach Abu Dom kommt aus
zwei kleinen Wasserquellen auf dem Weg. So ist auch nur in deren
Nähe Leben zu entdecken. Ueberall sonst ist vertrocknetes
Gras oder einzelne Akazien einziges Anzeichen von besseren Zeiten.
Jetzt aber ist es trocken und bei 50°C verhindert nur der
starke Nordostwind das Kochen der KTM. Ein Motorschaden hier könnte
fatal sein und wäre nicht das schwarze Asphaltband, könnte
man es mit der Angst zu tun bekommen.
Die meisten
Reisenden beschreiben dieses Stück als langweilig. Ich bin
jedoch hinundhergerissen von der Schönheit der flachen Dünen
unter dem blauen Himmel und der Demonstration der Naturgewalt
wenn sich der Himmel scheinbar grundlos verdunkelt und die Stasse
im Wind unter Staub und Sand nur noch wage zu erkennen ist. An
manchen Stellen verliert die Strasse gar den Kampf gegen die Wüste
und verschwindet unter kleinen Wanderdünen. Hier heisst es
Lenker festhalten und Gas geben.
Auf halbem Weg gibt ein Truckstop (viele Bretterverschläge)
in der Wüste Gelegenheit zur Pause, Stäkung bei Felaffel
und Erfrischung mit kühler Pepsie. Hier zu bleiben ist ein
schrecklicher Gedanke und mir wird bewusst wie wichtig mir Wasser
ist. So geht es nach 30 Minuten auch schon weiter und der Abstand
zum Nil wird wieder geringer. 20km vor dem Ende der Teerstrasse
wird es jedoch nochmals richtig unheimlich und ich erlebe einen
richtigen Sandsturm mit Sichtweiten unter 100m. Anhalten hilft
nicht und so fahre ich weiter GPS und der Strasse folgend. Dabei
übersehe ich beinahe ein kleines Restaurant am Strassenrand,
das mir für 30 Minuten als Wind und Sandschutz dient. Wie
ich da so sitze kommen mir Bilder vom Winter in den Alpen vor
Augen, wenn man sich in den Winschatten einer Hütte kauert
und im Schneesturm und Nebel die nahe Gondel mal sieht und dann
wieder nicht. Was hier immer mal wieder auftaucht ist jedoch keine
Gondel sondern die Tankstelle auf der anderen Strassenseite und
eine Mosche!
Als der Sandsturm nicht nachlässt beschliesse ich die Flucht
nach vorne. Ich will zum Nil, wo die Palmen hoffentlich den Sandsturm
stoppen. Auf den 20 km bis ans Ufer muss ich jedoch auf einen
guten Freund verzichten, das schwarze Asphaltband, das in der
Nähe des Restaurants in Form einer Kreuzung endet. Von nun
an heisst es voll auf das GPS zu vertrauen. Zwar finden sich immer
Spuren im Sand, denen man folgen kann, doch wo führen sie
hin? Einfach gemacht wird die Navigation auch nicht durch Tiefsandsfelder
und Wellblechabschnitte, die man möglichst umfährt.
Besser wird es als der Sturm endlich nachlässt, ich wieder
schneller fahren kann und das Grün des Nilufers erkenntlich
wird. Nun versuche ich nur noch an den längsten Fluss Afrikas
zu gelangen um mich dort von dem Tag zu erholen.
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17.05.2004 - Abschied von Khartoum und vielen neuen Freunden
Da die Fähre nach Aswan nur einmal pro Woche fährt und
ich sicher keine Woche durch die Wüste brauchen werde, habe
ich noch etwas Zeit um Khartoum bzw. ein paar der Bewohner und
Reisende besser kennenzulernen. In dieser Ecke der Welt scheint
es nur nette Menschen zu geben. Ein paar von Ihnen möchte
ich hier nur kurz vorstellen:
Kamal Omar: Ehemaliger Präsident und gute Seele des
Blue Nile Sailing Clubs. Seine Hilfsbereitschaft und Interesse
an Reisenden ist schon legendär. Als Kommunikationsfan schickt
er regelmässig Photos von Reisenden per email um die Welt.
Er kennt sicher 90% aller Sudanreisenden.
Ali Baba: (Name geändert): Wie Kamal ein weiterer
herzensguter Araber. Von Beruf mehrfacher Geschäftsmann mit
finanzieller Erblast geniesst er sein Leben im Wohlstand. Dazu
gehören Audi TT und Rennboot ebenso wie die 6te Ehefrau.
Zwar spricht er kein Englisch, aber für Spässe ist er
immer zu haben. Optisch könnte er als Mafiosi bei Miami Vice
entlaufen sein, aber er ist dennoch hochanständig. Lediglich
unvernünftige Gesetze wie das Alkoholverbot werden gerne
ignoriert. Und so darf man sich bei einer nächtlichen Fahrt
auf seinem Speedboot auf kühles Heinecken vom Schwarzmarkt
freuen, die er für 3-5 US$ pro Dose kauft. Geschmuggelt wird
das Zeug aus Ethiopien.
Achmed Ramsa: Ein weiterer Geschäftsmann und Mitglied
der Sudanesischen High Society. Er verdient sein Geld mit der
Produktion und Export von Hibiskustee und Sesamoel sowie dem Import
von gebrauchten Deutschen Luxuskarossen. Zur Führung durch
seine Fabrik holt er uns dann auch standesgemäss im 7er BMW
ab. Das Manuel, Denise und ich unsere Zelte seinem schicken Haus
vorziehen, kann er kaum verstehen.
Midhat Mahir: Stolzer Nubier und Inhaber eines Reisebüros.
Er kennt den Norden des Sudan wie kein anderer, Wadi Halfa ist
seine Heimat. Seine gerne gegebenen Infos sind Gold wert. Man
sollte nicht überrascht sein, wenn man auf seinem Schreibtisch
ein lebendes Krokodil sieht!
Matchek: Mit der Mission eine neue Fluglinie aufzubauen ist
er nach Khartoum gekommen. Da dies sehr langsam geht verbringt
der Schwerenöter jedoch die meiste Zeit mit Hoovercraftbasteln
und privaten Parties. Dort trinkt man auch schnell mal zuviel
Gin Tonic. Sein Traum ist mit dem Mini Hoovercraft den Nil hinab
ins Mittelmeer zu fahren. Viel Glück!
Denise und Manuel: Auf Ihren beiden BMWs F650 auf dem Weg
von Aegypten in den Jemen und weiter in die Russischen Republiken.
Klingt verrückt aber nach einer Fahrt nach Indien per VW
Golf ist Ihnen alles zuzutrauen. Schade dass wir in entgegengesetzte
Richtungen fahren.
Adam Barnard: BWL Student und Model aus Kapstadt unterwegs per
Rucksack von Cairo nach Cape Town. Sein Grossvater der erste Herztranspantateur
wäre sicher stolz auf Ihn!
Leider keine Zeit hatte ich für ein Deutsches Paar auf Dominators,
auf der Südtour oder für ein verrücktes Amerikanisches
Paar auf zwei überladenen KTM950 Adventure ohne Offroad Erfahrung.
Letztere haben allerdings das Geld um sich von den Strapazen in
Hiltons und Sheratons zu erholen.
Diese Liste liese sich wohl endlos weiterführen, aber ich
muss nun in die Wüste.
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12.05.2004
- Pyramiden von Meroe
Über die Geschichte der Pyramiden von Meroe kann ich leider nichts
sagen, da ich weder einen Reiseführer habe, noch vor Ort Führer
waren, die ich dazu hätte befragen können. Aber gerade das
hat einen besonderen Reiz.
Aber der Reihe nach. Da ich das Zelt abbauen musste und es nach
Meroe gar nur 230km Teer waren, bin ich erst wieder um 8 losgekommen.
Dann sind die Temperaturen gerade noch ok, aber der Berufsverkehr
ist am Brummen. In Khartoum werden dann viele Brücken zu Einbahnstrassen.
Mit dem Motorrad lässt einen die Polizei dann aber über die Fußgängerspur
fahren - das geht auch nur in Afrika! Der Weg aus Khartoum raus
ist nicht leicht zu finden, da Schilder nicht existieren oder
in Arabisch sind. Ich hatte zum Glück eine Beschreibung von Mithat
und kam schnell raus aus der Stadt, die sich sicher 20 km zieht.
An den Grenzen der Stadt ist dann schon der erste von sicher 4
Straßenblocks. Hier musste man früher Reiseerlaubnis vorweisen.
Das ist nun aber abgeschafft und man muss den Beamten nur sagen
wo man hin will und wird durchgewunken. An einem späteren Block
wollten die Polizisten sogar, dass ich mit Ihnen esse!
Während ich so nach Norden fahre, wird die Vegetation immer spärlicher
und während es im Khartoum am Nil noch richtig grün ist, hat es
bald nur noch Dornbüsche und später nur noch Sand. Die Strecke
ist teilweise so trostlos wie der Weg nach Swakopmund in Namibia.
Mit dem Unterschied dass mein Weg hier 5 mal so weit ist und es
mit jedem Kilometer wärmer wird. Die KTM läuft hier ständig 20
Grad wärmer als in Äthiopien und ich freue mich über Gegenwind,
da dann die Kühlung besser ist. Die wundert mich allerdings, da
der Gegenwind heiß ist wie ein 1000 Watt Fön. Er ist so warm,
dass er auf der bloßen Haut schon schmerzt. Die Stimmung ist schon
etwas unheimlich und wäre da nicht dieses Teerband und eine Art
Truckstop alle 20-30 km könnte es einem mulmig werden. Ich habe
das schon erwatet und bin mit 6 Litern Wasser gestartet anstatt
der üblichen 2 Liter.
In Shendi 40km vor den Pyramiden mache ich Pause um etwas zu essen
und mit der Nilbrise die heißen Mittagsstunden abzuwarten. Hier
treffe ich den Ägypter Faitz, dessen Familie der halbe Ort gehört.
Er und seine Neffen, die alle Ladebesitzer sind, laden mich dann
auch zum Essen ein und versorgen mich über Stunden mit Wasser,
Pepsi und Tee. Diese Gastfreundschaft abzulehnen ist unmöglich.
Sie versuchen mich sogar zu überreden über Nacht zu bleiben, aber
es zieht mich zu den Pyramiden. Auf dem Weg dorthin wird es noch
heisser und ich fahre an unzähligen teilweise mumifizierten Kadavern
von Kamelen, Schafen und Eseln vorbei. Knochen liegen fast überall
in der Wüste. Dabei führt die Strasse fast nirgends weiter vom
Nil weg als 10km. Unheimlichkeit, die noch verstärkt wird da der
Horizont vor Hitze trübe wird und der Wind immer häufiger Sand
über die Strasse oder hoch in die Luft trägt.
In dieser Stimmung glaube ich eine Fata Morgana zu sehen, als
plötzlich zwei rote BMW Motorräder vor mir auftauchen. Es sind
Manuel und Denise, von denen ich schon in Khartoum gehört hatte.
Sie sind auf dem Weg in den Jemen und haben von dort noch einen
weiten Weg vor sich. Eigentlich wollten sie heute auch bei den
Pyramiden schlafen aber der Wind und der Sand treiben sie nach
Khartoum, wo wir noch viel Zeit zum Erfahrungsaustausch haben
werden.
Ich fahre weiter und sehe die Pyramiden etwa um drei schon von
Weitem von der Strasse. Sie sehen unwirklich aus und ich denke
ich bin im Film. Wer baut mitten in die Wüste 50 Steinpyramiden?
Strasse führt keine zu den Pyramiden und so biege ich einfach
ab und ziehe meine Spur durch den Sand zu den Pyramiden. Das einzige
was hier zeigt, dass ich nicht 3000 Jahre zurückgereist bin, ist
der Stacheldrahtzaun, der weitläufig um das Gelände führt und
der Eintritt von 10 Dollar. Für diese bekommt man allerdings ein
einzigartiges Erlebnis - die Einsamkeit der Wüste in der Welt
der Pharaonen. Um 6 verabschiedet sich der Wärter und Kongoni
und ich sind alleine mit Sand, Stein, Wind und vielen noch immer
vergrabenen Mumien. Auf einem Rundgang durch diese berauschende
Welt suche ich mir einen Lagerlatz direkt vor einer der Pyramiden,
deren Tür sogar offen ist und mich eintreten lässt. Auf dem Weg
dorthin mit Motorrad und Gepäck grabe ich mich zum ersten mal
ein, aber meine Namibia Erfahrung hilft frei zu kommen.
Während ich auf das schöne Abendlicht warte, koche ich vor meiner
Pyramide und genieße die Stille, die nur vom Wind gebrochen wird.
Dieser sorgt leider dafür, dass ich neben Zwiebeln und Thunfisch
auch noch ne Stange Sand an den Nudeln habe. Im Abendlicht laufe
ich dann wieder eine Runde durch das Totenreich der Könige. Dabei
kann ich mich nicht sattsehen an beeindruckenden Hyroglyphen,
den Pyramiden und vor allem auch den Dünen, die versuchen langsam
die Pyramiden zu schlucken. Diese wird Ihnen aber nicht glücken,
auch wenn diese Pyramiden im Vergleich zu den Ägyptischen klein
sind. Ich schätze die Größten bringen es auf 20m Höhe.
Mit dem Sonnenuntergang rolle ich die Thermarest vor der Pyramide
auf und lege mich hin mit dem Blick zu den aufgehenden Sternen.
Wäre doch nur Heidi hier, um das zu teilen. In die Realität zurück
holt mich leider wieder der Wind, der mich ständig pudert. So
bin ich leider gezwungen ins Innere der Pyramide umzuziehen, das
später vom Mondlicht erhellt wird, das zur Tür hereinfällt. Welcher
König hier wohl ruht?
Am morgen wache ich trotz der Stille vor Sonnenaufgang auf, setze
mich auf eine Düne um zu beobachten, wie die Sonne die Pyramiden
wieder in warmes orange taucht. Aber das können nur Bilder beschreiben.
(Die werden mir später leider fast alle durch einen unfähigen
Aegypter gelöscht!) Ich geniesse noch eine Stunde den Anblick
und die Stille, bevor ich dieses mystischen Platz wieder verlasse,
da ich versprochen habe, zum Frühstück wieder in Shendi zu sein.
Dort esse ich mit Faitz Kebap zum Frühstück und lerne noch weitere
Verwandte kennen. Den ganzen Tag könnte ich hier sitzen und das
Marktgeschehen beobachten. Lediglich die schon wieder steigenden
Temperaturen zwingen mich zum Aufbruch und Abschied. Faitz lässt
mich nicht ohne ein Abschiedsgeschenk gehen und überreicht mir
eine Sudanesische Musikkasette. Diese wird mir immer als nette
Erinnerung dienen.
Die Rückfahrt ist ereignislos und heiß und während ich versuche
immer die richtige Geschwindigkeit zu finden um das Kochen des
KTM Agregates zu verhindern. Ich sehne mich nach einer kalten
Dusche. In Khartoum werde ich schon von Manuel und Denise erwartet
und wir haben eine tolle Zeit. Besonders der Freitag ist klasse
da uns Kamal auf sein Boot einlädt und mit uns und seinen zwei
Jungs zum Krokodilstrand fährt. Krokodile gibt es hier weit und
breit nicht, jedoch feinsten Sand. Dieser wird über den Tag von
immer mehr Menschen bevölkert und während man an Land Sudanesen
in den klassischen Gewändern sieht, vergnügen sich Botschaftsangehörige
in Bikinis auf Booten und Jetskis. Das ganze erscheint aber völlig
frei von Spannungen und jeder hat eine tolle Zeit. Wir genießen
das kühle Nass des Nils, tolle Spaghetti von Kamals Frau und saftige
Melonen und Mangos. Wer würde das in Khartoum erwarten? Zum Schluss
gibt es sogar noch ne Runde Wasserski in den Sonnenuntergang.
Ich bin leider zu schwer für die Ski und den Motor des Bootes,
aber es war schön es mal wieder zu probieren.
Das
sind die Erlebnisse der letzten drei Tage im Sudan. Ich melde mich
dann bald mit neuen Erlebnissen wieder. |
12.05.2004 - Khartoum
Etwas mehr zum lokalen Bürokratismus. Angefangen hat er ja an
der Grenze, wo man mir gesagt hat ich hätte ein falsches Visum
(Visitor statt Tourist) und man hätte vergessen mir Arabische
Fahrzeugdokumente zu geben. Ersteres war dann aber doch egal und
die Mopedpapiere konnte ich gegen fünf Dollar vor Ort bekommen.
Nun bin ich stolzer Besitzer von einem Arabischen Fresszettel,
aber immerhin mit Quittung. Dann sollte ich noch meinen Pass registrieren,
wozu ich aber nicht genug Geld hatte. Die Schwartauscher wollten
mich wie immer abzocken, worauf ich dann mit den Zöllnern vereinbart
habe, dass ich mich in Gedaref registriere. Das wollte ich dann
gestern Morgen zuerst tun, bevor ich meinen Pass den Ägyptern
in die Hände gebe. Ich also hin zur im Lonely Planet angegeben
Adresse. Die war aber falsch und ich musste mich zur richtigen
Stelle in der Stadt durchfragen. Dies ist ein kleines Hinterhof
Kabuff, zu dem man kommt in dem man über eine Baustelle läuft.
Am Schalter wollte ich dann mal fragen wie es so lauft aber der
offensichtlich lustlose Beamte hat mir nur signalisiert mich hinzusetzen
und zu warten. Und während er dann gähnend so dasitzt, im Nebenzimmer
tratscht und gelegentlich am Schalter Zeitung liest, warte ich.
Als es mir nach 45 Minuten zu dumm wird, frage ich mal einen jungen
Kollegen in zivil um Rat. Von dem erfahre ich dann dass ich ne
Kopie vom Pass und dem letzten Visum brauche. Diese kann er mir
für ein paar Dinar machen. Und dann bräuchte ich noch ein Formular,
das mir ein Sudanese oder auch mein Hotel unterschreiben muss.
So weit hätte ich schon 45 Minuten früher sein können. Ich also
mit dem Formular zum Segelclub, wo bis zum Abend keiner war, der
mir nen Stempel geben konnte. Als ich dann um 20 Uhr den Stempel
hatte, bin ich gleich wieder zur Polizei und war froh, dass ein
anderer Beamte da war (24 Stunden geöffnet). Dieser war auch freundlich
und hilfsbereit und hat mir die Registrierungsbriefmarke in fünf
Minuten in den Pass geklebt. Die Gebühr waren Stolze 3000 Dinar
(12 Dollar) für die es keine Quittung gab. Nun frage ich mich
ob die Registrierung so eine Abzocke ist, ob sich da einer etwas
in die Tasche verdient oder ob die Sudanesen mit Ihrer bekloppten
Währung nicht zurecht kommen . Hier denken nämlich noch alle in
Sudanesischen Pfund und werfen dann die Währungen ständig durcheinander.
So bin ich bei jeder Preisangabe am Nachfragen und bin danach
von neuem verwirrt. Wenn sie hier dann 6000 sagen meinen sie 600
und umgekehrt. Es ist zum Schreien. Aber immerhin bin ich nun
polizeilich registriert und mein Visum ist gültig. Ebenfalls gestern
wollte ich mein Ägypten Visum beantragen. Die Botschaft habe ich
mit Hilfe des lokalen XR600 Fahrers Mohammed auch gleich gefunden
(wilde Verfolgungsfahrt durch die Stadt). Dort angekommen hält
dann einer die Tuer zu und bafft jeden in unfreundlichem Arabisch
an. Nach Mohammed als Übersetzer erfahre ich, dass an der Seite
ein Fenster ist, wo ich mich melden muss. Davon gab es zwei, eines
mit Schatten und eines in der Sonne. Im Schatten habe ich mich
dann vorgedrängelt und erfahren dass der zuständige gerade im
Inneren des Gebäudes ist. Na das kann ja toll werden. Ich habe
mich dann entschieden zuerst die Werkstattgeschichte zu erledigen
und dann früh am nächsten Morgen zu kommen, wenn es kühler ist
und ich registriert bin. Ich gestern also gleich um acht hin,
um zu sehen dass am Schattenfenster schon mindestens 20 Menschen
warten. Ich wollte mich gerade frustriert anstellen als mich einer
anspricht. Er meinte dann, das Fenster würde eh erst um neun öffnen
und fuer bevorzugte Ausländerbehandlung sollte ich ans Sonnenfenster,
das erst um elf aufmacht. Ich also wieder zum Camp zum Frühstücken
und um halb elf wieder hin. Als ich mich dann in der 15 Personenschlange
am Sonnenfenster anstellen will, sagen mir andere ich sei hier
falsch und Touristen gehören ans Schattenfenster. Ich also wieder
dahin gedackelt und zu meiner Ueberraschung winkt mich ein Polizist
vor und noch toller der zuständige Grieskram ist da. Es ist der
Typ der gestern alle an der Tür abgewimmelt hat. Ich denke schon
klasse! Aber als ich sage ich bin Deutscher gibt er mir gleich
ein Formular und meint kein Problem ich müsse lediglich 60000
Dinar zahlen! Das sind 240 Dollar!!! Ich dachte super und habe
so richtig ne Hass bekommen, während ich frustriert zur Bank loslaufe.
Auf dem Weg dorthin spricht mich wieder ein netter Sudanese an
und möchte plaudern. Ihm erzähle ich dann die Geschichte und er
meint das sei zuviel und ein Missverständnis. Ich hatte allerdings
schon 2x wegen des Preises nachgefragt. Daraufhin bin ich aber
noch ein drittes Mal zu dem Typ und hab Ihm einfach meinen Pass,
zwei Photos, das Empfehlungsschreiben der Botschaft und 6000 Dinar
(!) hingestreckt. Und siehe dar - es war genug und zu meiner völlig
Verblüffung meinte er ich könne den Pass am nächsten Tag abholen.
Ich denke da muss was faul sein, da das doch Ägypter sind. Nun
war es billiger als erwartet und auch noch schnell. Ich also heute
voller Zweifel hin zum Abholen. Auf alles war ich gefasst aber
nicht auf das. Keine Schlange und der Pass mit Visum war fertig!!!!!!!!!!!!!!!
Ich noch immer perplex! Jetzt könnte ich eigentlich losfahren
in Richtung Wadi Halfa und wenn ich Morgen führe, könnte ich die
Fähre am 18. erreichen. Allerdings wird das etwas hektisch, da
ich Khartoum noch nicht gesehen habe und gerne noch mit den Deutschen
reden möchte die in zwei Tagen zum Club zurückkommen sollen. Ich
werde also auf die Fähre am 25. gehen. Dann habe ich genug Zeit
Khartoum zu sehen, mir letzte Tipps zu holen, vielleicht noch
nen Reifen aufzutreiben und vielleicht nen Tagestrip nach Merowe
zu machen. Und dann plane ich mal noch ein bis zwei extra Tage
für die Strecke nach Wadi Halfa ein.
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08.05.2004 - Khartoum, Sudan
Nach einem extra Tag in Gondar bin ich voller Vorfreude in Richtung
Sudan aufgebrochen. Nach 12 km war der Teer zu Ende und eine Wellblechpiste
hat mich langsam von 2100m auf 700m hinabgeführt. Um mit jedem
verlorenen Höhenmeter wurde es auch wärmer. Schon hier bin ich
froh zusätzliches Wasser dabei zu haben. Ca. 40 km vor der Grenze
ist noch mal ein Ort, wo sich auch der Äthiopische Zoll befindet.
Ich hatte vor noch an diesem Tag über die Grenze zu fahre und
dann im Sudan an einer Tankstelle zu übernachten wie es auch ein
anderer Motorradfahrer gemacht hat, den ich in Addis getroffen
hatte. Dieser Plan wurde allerdings 20km vor dem besagten Ort
zu Nichte gemacht, als ich plötzlich ein Knacken vernehme und
sich meine Sitzposition verändert. Beim Anhalten stelle ich fest,
dass der Heckrahmen unter der Sitzbank gebrochen war. Auch eine
Hardenduro ist wohl nicht für viel Gepäck und den Norden Kenias
bzw. ganz Äthiopien gebaut. Fahren konnte ich so eigentlich noch,
wäre nicht durch den Knick der Luftfilter vom Vergaser gerutscht.
Mir schießen Gedanken in den Kopf wie "das war es" oder
"fliege ich nun von Addis oder Khartoum". Aber das wäre
auch nicht einfach in der Mitte zwischen diesen beiden Städten
in der tiefsten Pampa. Ich fahre also vorsichtig weiter bis zur
sichtbaren Ortschaft in der Hoffnung, dass der Motor nicht zuviel
ungefilterte Luft erwischt. Im Ort halte ich zur Verwunderung
der Bevölkerung unter einem Baum direkt vor einer Hütte an. Was
nun? Ich baue erstmal das ganze Gepäck und Sitzbank ab und schaue
mir den Schaden an. Auf der linken Seite war eine Schraube gebrochen
und auf der anderen Seite der ganze Rahmen. Schweissgeäet gibt
es diesem Ort nicht aber wohl im Grenzort. Anstatt auf Transport
zu hoffen (Kenia!!) klappe ich mit Hilfe der Bauern das Heck wieder
hoch und binde es mit Spanngurten am Lenkkopf fest. Als das Gepäck
wieder drauf ist hält noch alles nur sitzen kann ich wegen der
Gurte nicht mehr. Ich steige also beim Fahren auf wie einst Edi
Hau und fahre stehend die 20km zum Grenzort. Dort buche ich mich
in eines der wenigen schäbigen Hotels ein. Dieses ist furchtbar
nett, aber wenn ich hier keine Flöhe bekomme dann nirgends. Das
wichtige aber ist, dass um die Ecke eine Werkstatt ist, in der
man mit Hilfe eines Aggregates Elektroschweißen kann. Ich darf
nicht hinschauen aber den Jungs gelingt es tatsächlich für 35
Birr das Heck zu flicken und am Nachmittag könnte es weitergehen.
Ich bleibe nun aber im freundlichen Hotel meiner Wahl und genieße
den Abend mit weiterem Abschiedsbier. Die Atmosphäre in diesem
Ort ist ganz besonders und wohl schon fast Sudanesisch. Die gesamte
Bevölkerung sitzt auf niedrigen Bänkchen auf der Strasse und trinkt
Tee oder Kaffee, den hier jede Frau kocht. Der Tee ist unheimlich
Sues aber lecker. Dazu esse ich frisch gebratene Dounuts, die
in der Pfanne auf Holzkohle ebenfalls an der Strasse gemacht werden.
Ich sitze zwischen all den Leuten, die mich und meine Motorradhosen
bestaunen. Englisch sprechen nur in paar Kinder aber es ist dennoch
sehr nett. Ich bekomme Vorfreude auf den Sudan. Am nächsten Morgen
fahre ich um sieben weiter um zur Grenzöffnung dort zu sein. Schon
jetzt wird es wieder warm und mir stehen noch Stunden fahrt bis
Wad Medani (420km) bevor. An der Sudanesischen Grenze ist man
nett, aber umständlich. Man sagt mir es fehlen die Motorradpapiere
von der Botschaft und mein Visum sei falsch. Ich bräuchte Tourist
nicht Visitor. Aber nach etwas Jammern, Lächeln uns Smalltalk
zeigen sich die Beamten hilfsbereit und machen ne Ausnahme. Das
Visum sei schon ok. und die Motorradpapiere kosten mich 5 Dollar.
Das ganze dauert ne Stunde, was neuer Grenzrekord ist. Die Strasse
in den Sudan ist noch etwas schlechter als aus Äthiopien und ich
fahre immer wieder auf Nebenpisten um Wellblech und Steinen zu
entgehen. Alle 50km ist dann plötzlich ein Roadblock an dem Beamten
in Zivil unter Strohdächern sitzen. Ich glaube Ihnen und lasse
geduldig meinen Pass abschreiben. Später erklärt man mir, dass
die Uniformen einfach zu warm sind. Nach zwei Stunden komme ich
in Gedaref an und freue mich auf die Teerstrasse, die ich aber
nicht finde, da die Strasse direkt in ein Labyrinth von Gassen
führt. Das GPS hilft und irgendwann komme ich in ein Art Zentrum
und finde dort sogar ne Bank die Euro tauscht. Die Bankleute sind
sehr nett, unterhalten sich und bieten mir kaltes Wasser an. Wasser
bekommt man hier überall und ich fange an, an die Sauberkeit zu
glauben. Auf Beschreibung des Bankers finde ich auch einen Imbiss
zur Stärkung. Ich passe mich den anderen Gästen an, trinke ne
Pepsi und Esse ein Brötchen, das man sich mit Fisch, Schaf oder
Huhn belegen lassen kann. Nicht anpassen kann ich meinen Stil,
da hier alle Maenner Kaftan tragen und Handys in der Hand halten.
Der Kontrast ist irre - der Sudan sieht rückständig aus, ist aber
im Vergleich zu Zentralafrika Hightech Land. Was man hier extrem
wenig findet sind Englischsprachige Menschen oder Schilder. Aus
Gedaref raus finde ich auch wieder dank GPS und stehe plötzlich
auf dem langen und fast geraden Asphaltband, das nach Khartoum
führt. Die KTM bekommt endlich mal wieder guten Sprit aus einer
Zapfsäule und los geht's durch Buschland das zunehmend kahler
wird. Hier sind es aber nicht die Menschen, die alles kahl hauen
sondern die Hitze. Nach dem Regen scheinen das alles Felder zu
sein, wie ich an vielen Mähdreschern und Traktoren sehe. Alle
10km gönne ich mir Wasser aus dem Camelback und ich zähle die
Truckstops am Weg, die die einzige Abwechslung bieten. Mitten
im Nirgendwo stehen dann plötzlich Hütten, die gekühlte Getränke
und Essen anbieten. Das ist hier schon eine andere Welt. Ebenso
wie Luxusbusse, Mercedes und neue Roadtrains, die mir entgegen
kommen. Mir wird wieder bewusst wie arm Äthiopien war. Am frühen
Nachmittag erreiche ich nass geschwitzt den Blauen Nil und Wad
Medani. Die Hotels sind teuer aber ich schaffe eines herunterzuhandeln.
Auf Absteige habe ich nicht schon wieder Lust. Mein Zimmer hat
Ventilator und man bringt mir kaltes Wasser in der Thermoskanne.
Dies genieße ich wie die kalte Dusche und mein erstes Kebap am
Nilufer, das köstlich schmeckt aber recht teuer ist. Äthiopien
hatte doch auch Vorzüge. Und dann ist da noch der Bierdurst. Wie
erfrischend wäre jetzt ein kaltes Bier?! Die Strecke nach Khartoum
ist langweilig und recht verkehrsreich. Die Vegetation wird immer
spärlicher mit Ausnahme von Land das vom Nil bewässert wird. Was
mich schockiert ist der viele Müll am Straßenrand der im Wind
weht und die Wüste bunt macht. Und dann ist da noch der süßliche
Geruch, der mir immer wieder in der Nase sticht, bis ich realisiere,
dass das von toten Kamelen, Rindern, Schafen und Hunden kommt,
die hier ständig am Straßenrand zu sehen sind. Ich werde an Botswana
erinnern, aber im Sudan ist es schlimmer. Ich frage mich ob all
die Tiere überfahren wurden oder ob sie schlichtweg verdursten?
Ich bin froh als ich nach Khartoum komme und die grünen Alleen
oder das Nilufer sehe. Ich versuche mir vorzustellen wie grün
es wohl gerade am Kaiserstuhl oder in Schwarzach ist. In Khartoum
schlage ich min Zelt direkt am Nilufer auf, wo sich im Blue Nile
Sailing Club die High Society der Stadt trifft. Die Leute sind
jedoch furchtbar nett und weniger später werde ich von Kamal dem
Präsidenten des Clubs auf ne Pepsi eingeladen. So sitze ich im
Schatten und unterhalte mich mit all den Herren im Freitags Kaftan
und Sonnenbrille. Meiner Bekanntschaft zu dem Polnischen Photographen
Richard verdanke ich es, dass ich später mitgenommen werde zum
Tanz der Derwische. Dies sind Angehörige einer Islamischen Sekte,
die sich Freitags zum Tanz treffen und sich dabei in Trance rotieren.
Das ganze ist äußerst unterhaltsam und findet einiges Publikum.
Wer nicht mitmacht schaut zu oder setzt sich auf einen Tee oder
Kaffee in den Schatten. Der Tanz ist nicht extrem und hat eine
friedliche und fast lustige Ausstrahlung. Wieder einmal überrascht
mich der Islam. Während ich zuschaue werde ich immer wieder von
interessierten jungen Männern angesprochen, die Ihr Englisch üben
wollen. Keine bettelnden Kinder und keiner der etwas verkaufen
will! Ganz im Gegenteil werde ich sogar auf Wassereis und später
auf Kaffee eingeladen. Wäre es nicht so heiß, könnte ich den Sudan
richtig genießen.
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04.05.04 - Gondar
Ich
habe nun Gondar erreicht. Hier ist es recht gemütlich und ich werde
noch einen Tag bleiben, da es keinen Sinn macht am Donnerstag nach
Khartoum zu kommen, wenn Freitag eh die Botschaften zu sind. So
können dann auch die beiden Holländer aufholen, die ich ja in Bahir
Dar wieder getroffen hatte und vielleicht auch ein Deutscher
Motorradfahrer. Von Beate und Dirk in Addis habe ich gehört, dass
einer ebenfalls auf dem Weg nach Norden ist. Den zu treffen wäre
natürlich genial.
So
nun aber zum Erlebten. Lalibela hatte ich ja bereits beschrieben.
Von dort bin ich auf einer Nebenstrecke die kürzer ist nach Norden
gefahren, um in der Industriestadt Mekele zu übernachten. Dieser
Weg war zwar kürzer aber recht beschwerlich. Wie immer sollte
man stutzig werden, wenn das GPS nur die halbe Entfernung der
Karte anzeigt. Und so ging es dann auch auf sehr wechselhaften
Schotterstrassen durch eine tolle Bergwelt. Wäre hier nicht alles
vertrocknet, könnte es wie Lesotho sein. Immer wieder windet sich
die Strasse von 1000m auf 3000m und zurück und auf 180km begegnet
mir kaum ein Auto. Am Vorderrad hatte ich einen schleichenden
Platten, den ich hoffte am Abend in Mekele reparieren zu können.
Aber die Fahrstabilität war dann zu schlecht und an einem schön
Fleck mit wenig Publikum habe ich mal wieder den Schlauch gewechselt.
Schuld war ein kleiner Dorn im Vorderrad. Mit prallem Reifen fuhr
es sich dann wieder viel besser und ich wurde damit belohnt, in
einem schönen grünen Tal auf die Hauptpiste zu kommen. Und diese
war dann wenig später zu meiner Überraschung auch noch geteert.
In 10 Jahren kann man Äthiopien mit einer Goldwing fahren. Aber
mich freut der Teer mittlerweile auch, weil er die Reifen schon
und Zeit spart. Von Mekele geht's am nächsten Tag weiter nach
Adigrat zum Kaffee, wo dann auch der Teer endet. Zwischen Mekele
und Adigrat ist das Land flach, noch trockener und auch recht
warm. Am Straßenrand tauchen dann auch immer wieder Kamele auf
und ich glaube schon im Sudan zu sein. Nach Axum führt die Strasse
dann aber wieder in die Berge und die Kamele werden seltener.
Noch vor Axum liegt das Kloster Debre Damo auf einem Tafelberg.
Es ist nur für Männer offen und man muss 15m an einem Lederstrick
nach oben klettern. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen
lassen. Gesellschaft habe ich bei dem Abendteuer vom Amerikaner
Bruce bekommen, der schon über 10 Monate mit dem Rucksack unterwegs
ist. Zum Kloster kam er per Bus und Fahrrad. Das Fahrrad war allerdings
nutzlos, da die 12km zum Kloster wirklich deftig zum Fahren sind
und er gleich einen Platten hatte. Den habe ich versucht zu flicken,
aber danach ist der Schlauch geplatzt. Wie er nachher nach Axum
gekommen ist, ist ein Abendteuer für sich. Auf dem Weg zum Kloster
war noch eine Polizeisperre, die meinen Pass bis zur Rückkehr
einbehalten hat. Ein Blick auf die Karte erklärte mir wieso. Eine
Nebenpiste geht direkt nach Eritrea, aber das musste nicht sein.
Axum war ein ganz netter Ort, wieder überfüllt mit Guides. Die
Stelen sind nett, kommen aber an Lalibela nicht heran. Gut war
jedoch ein Besuch im bescheidenen Museum mit einer Privatführung
vom Archäologen persönlich, die mir die Geschichte Äthiopiens
näher gebracht hat. Erstaunlich ist auch, dass noch nicht alle
Geheimnisse gelüftet sind, da die Mittel fehlen. So liegen unter
einer Stehle noch immer 10 Gruften, die noch nicht geöffnet wurden,
da die Mittel fehlen. Eine der Stehlen wurde von den Faschisten
entwendet und steht mit ihren 23m und x Tonnen in Rom. Von Axum
nach Gondar geht es durch die Simien Mountains. Die Strasse ist
die schlechteste in Äthiopien, aber weniger spektakulär als die
Strecke nach Lalibela. Der in der Karte mit 3200m angegebene Wokefit
Pass hat in Wirklichkeit nur 3011m aber man hört ja immer wieder
von der Erosion in Äthiopien. So richtig hoch ging es aber dann
im Nationalpark. Ich habe rein zufällig das letzte Camp übersehen,
da eine Strasse zu verlockend war. Dieser folgend haben die KTM
und ich uns dann irgendwann auf 4300m befunden. Nicht schlecht
dafür, dass der höchste Berg Äthiopiens 4630m hat. Der KTM war
es dann auch pudelwohl aber ich hatte vom schnellen Aufstieg Kopfweh.
Deshalb bin ich dann auch flux wieder zum ersten Camp zurückgefahren
und habe auf 3200m einsam das Zelt aufgeschlagen. Lediglich ein
Scout mit Kalaschnikov hat neben dem Zelt geschlafen. Nicht weil
es hier so gefährlich wäre sondern eher als Arbeitsbeschaffung.
Mit Ihm habe ich am Abend noch eine Rundgang gemacht und dabei
einen Buschbrand entdeckt. Um andere Scouts zu alarmieren hat
er dann gleich neben mir ein paar Schüsse abgefeuert, was ganz
schön bumst und beweist, dass die Russenteile geladen sind. Auf
dem Rückweg habe ich für meinen Scout dann noch Klippspringer
und einen Bushbock gespottet. Das hat Ihn so beeindruckt, dass
er mich zu sich zur Kaffee Zeremonie eingeladen hat. Das war mittlerweile
meine Dritte und es reicht. Irgendwie bekomme ich immer ein schlechtes
Gewissen. Später hat der Scout noch ein Lagerfeuer vor dem Zelt
gemacht, wofür ich das Holz bezahlt habe. Ich bin dann früh eingeschlafen,
während er draußen genächtigt hat. In der Nacht hat es dann auch
noch geregnet, worauf ich ihm meine alten Skisocken geschenkt
habe. Die dürften zwar zu groß sein, aber er kann sie besser gebrauchen
als ich. Auf dem Weg aus den Bergen hat mich dann etwas meine
Benzinanzeige geschockt. Gerade mal 400km und auf Reserve. Aber
die Höhenluft, die Bergstrassen und ein schmutziger Luftfilter
fordern ihren Zoll. Aber immerhin weiß ich dass Kongoni nichts
gegen Schwarzmarkt Benzin hat und kann auch wieder 4 Liter auftreiben,
die mich nach Gondar bringen. Hier sitze ich nun und lasse das
einzigartige Äthiopien Revuepassieren. Würde ich wiederkommen?
Vielleicht in 10 Jahren, wenn sie aufgeholt haben. Bis dahin gehe
ich in die Alpen oder nach Lesotho und schaue mir mal die Europäische
Geschichte an - und natürlich die Photos von Lalibella. Ach ja
und da wären ja noch die Paläste von Gondar. Hier fühlt man sich
ins Mittelalter mit seinen Burgen versetzt. Aber das eigentlich
tolle ist, dass man auf dem Palastgelände am Morgen ganz alleine
ist - und das ist in Äthiopien selten! So nun seid Ihr wieder
auf dem Laufenden. Ich melde mich dann aus dem Sudan wieder!
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28.04.04 - Mekele
Nachdem ich einen Tag mehr als geplant in Bahir Dar geblieben
bin, weil mich die fette Panade um ein Fischfilet geplagt hat,
bin ich dann doch endlich wieder mit meiner KTM durchgestartet.
Mein nächstes Ziel hieß Lalibella mit seinen beeindruckenden Klöster
und Kirchen. Lalibela war wahnsinnig. Ich habe in den letzten
10 Jahren nicht soviel Zeit in Kirchen verbracht wie in den letzten
beiden Tagen. Die Kirchen mit all den Gängen und Winkeln sind
schon toll. Besonders wenn man frühmorgens hingeht, wenn die Priester
singen und Weihrauch verbrennen. Lalibela war sicher der bisherige
Äthiopien - Höhepunkt. Die Landschaften, die ich heute durchfahren
habe sind allerdings nicht weniger beeindruckend. Ständig zwischen
1900 und 3100m bin ich heute bergauf und bergab gefahren. Das
zieht sich ganz schön und für 320km bin ich 8 Stunden im Sattel
gesessen. Mitgerechnet ist ein Platten, den ich auch noch zu flicken
hatte. Man sollte es ja nicht glauben, aber hier in Äthiopien
bin ich froh, ab und an Teer fahren zu können. Inzwischen bin
ich in Mekele angekommen. Das ist eine nicht schöne Industriestadt
zwischen Lalibella und Aksum. Aber es gibt hier Internetanschluss
und so wollte ich kurz meine Erlebnisse der letzten paar Tage
schildern. Bis demnächst wieder.
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23.04.2004 - Bahir Dar
Heute
habe ich die Klöster auf dem Tana See besucht. Irgendwie sehen
diese Kirchen total anders aus, als man sich Kirchen so vorstellt.
Nur die knallbunt bemalten Wände im Inneren lassen einem wieder
an Kirche denken. Die Architektur ohne Bilder zu beschreiben ist
wirklich schwer. Im wesentlichen handelt es sich um Rundhütten
mit einer Höhe von vielleicht 6-7 m und einem Durchmesser von
10-12 m. Im Inneren ist ein quadratischer Raum mit heiligem Inhalt,
den nur die Priester sehen dürfen. Die Gemälde schmücken alle
vier Außenseiten dieses Raumes. Die Farben stehen in tollem Kontrast
zu der Bauweise aus altem Holz und Erde. Ebenso erstaunlich wie
die Kirchen sind die Wächter, die ebenso alt zu sein scheinen!
Wie sie da stehen im Eingang zur Kirche, stolz Ihren Vorkriegskarabiner
haltend, ist schon irre und beeindruckt - mehr als angeblich echte
silberne Königskronen. Nach diesem Besuch bin ich nun mächtig
gespannt auf Lalibella, das ich morgen erreichen möchte. Die Strecke
dahin sei allerdings die härteste auf meiner Äthiopientour, wie
mir die beiden Motorradfahrer aus Bayern erzählt haben. Ich hoffe
nur mein Reifen wird nicht zu sehr gefressen um noch Reserven
für den Sudan zu haben. Da ich im Norden von Äthiopien wahrscheinlich
keinen Internetzugang haben werde, wird es einige Zeit dauern,
bis ich meinen nächsten Reisebericht senden kann.
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22.04.2004 – Bahir Dar
Keine
Angst ich bin nicht mehr in Addis, sondern habe mich gestern losgerissen.
In einer wahren Monsteretappe (530km) bin ich dann bis nach Bahir
Dar gebrummt, da die Hotels unterwegs außer Flöhen und fließend
Wasser aus einem Eimer nichts zu bieten hatten. Die Fahrt war
teilweise entspannt (200km neuer Teer aus Japan, der gerade feierlich
eingeweiht wurde, Limousinen, Militärparade, als ich durchkam)
teilweise hart (Geroell a la Marsabit, Nilschlucht auf 1090m aus
3100m kommen und nach 2900m wieder aufsteigend). Ich habe es dann
gerade noch geschafft rechtzeitig zum Zeltaufbau am Tana See zu
sein. Dann wurde es dunkel. Beim Abendessen habe ich dann wieder
das holländische Pärchen vom Rangis Camp getroffen (Defender mit
GP), die langsamer reisen als wir. Nach Äthiopien sind sie allerdings
gekommen, als wir gerade zurück nach Nairobi sind. In Marsabit
hat man ihnen von uns erzählt. Morgen fahren wir gemeinsam zu
den Klöstern auf den See. Übermorgen will ich nach Lalibella und
sie fliegen kurz Heim. Aber wenn es der Zufall will, treffen wir
uns im Sudan wieder. Das wäre echt nett. Ebenfalls auf dem Hotelgelände
sind zwei Honda Dominator aus Deutschland. Ich konnte mit den
Fahrern noch nicht sprechen, aber sie kommen aus dem Norden. Bei
Ihnen kann ich mir sicher viele weitere Tipps holen. Als ich heute
aufgewacht bin, ist die Sonne über dem See aufgegangen, über den
Pelikane geflogen sind. Das gezwitschere der vielen exotischen
Vögel ist herrlich. Während ich auf der Terrasse gefrühstückt
habe, saßen Webervögel auf den Stühlen, Nektarvögel in den Blumen
vor mir und ein großer Tukan über mir im Baum. Der wurde allerdings
später von einem Seeadler abgelöst, der einen kleinen Fisch verspeist
hat. Gestern auf dem Weg habe ich ein Brötchen gegessen, während
in etwa 10m Entfernung sicher 40 Geier im Feld saßen. Die Landschaft
kommt hier noch nicht an Lesotho heran, und ist sehr stark von
Ackerbau geprägt, aber die Vogelwelt und Menschen sind berauschend.
Die Menschen am Straßenrand gestern waren wieder ganz anders als
im Süden Äthiopiens. Hier auf den Hochebenen, 2500-3200 m, tragen
die Menschen dickere Stoffe, die an Mönchskutten erinnern. Auch
die Farben sind nicht mehr bunt sondern gedeckte Töne, häufig
Tannengrün oder auch Lila. Frauen tragen häufig beige farbene
Gewänder mit groben Stickereien in Grün und Lila. Richtig erfrischend
wirken gelegentlich weiße Tücher mit Rändern in den äthiopischen
Landesfarben. Die Frauen sind hier häufig rasiert und Kindern
lässt man einzelne Haarbüschel stehen, was echt lustig aussieht.
Viele kleine Punks am Straßenrand. Bahir Dar ist sehr zivilisiert
und richtet sich so langsam auf Touristen ein. So hat es hier
auch ganze vier Internet Cafes nebeneinander. Wie ich von Saskia
und Arnold (den Holländern) weis, sei Lalibella, mein nächstes
Ziel, das Gegenteil. Kein Internet, keine Tankstelle und Flöhe
auf den Zimmern. Heute morgen war ich noch kurz an den Nilfällen.
Diese waren dank des 2 Jahre alten Wasserkraftwerks jedoch nicht
so berauschend. 80% des Wassers fallen nun nämlich auf die Turbinen
und die eigentlichen Fälle schaffen es nur in der Regenzeit oder
nachts zu Bestform. Dann sehen sie aus wie die Victoriafälle in
halber Höhe. Schön war es dennoch, dort gewesen zu sein, begleitet
mich der Nil nun doch bis nach Kairo. Und dann waren da ja noch
die 30km hin und zurück ohne Gepäck, was auch immer ein mords
Spaß ist. Vom Endurofahren habe ich also noch nicht genug!
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19.04.04 – Addis Abeba
Dies ist mein (Kay) erster Reisebericht, den ich verfasse, seit
Heidi von Nairobi aus nach Hause geflogen ist und ich alleine
unterwegs bin. Ich bin inzwischen in Addis angekommen, was auch
heißt, dass ich dieses mal die nördliche Wüste von Kenia erfolgreich
durchquert habe. Aber nun etwas ausführlicher.
Nachdem ich Heidi am Abend des 05. April am Flughafen in Nairobi
abgeliefert hatte, kehrte ich zu Rangis Camp zurück. Leider fing es
in der Nacht auch wieder an zu regnen. Aber am nächsten morgen
zeigte sich die Sonne wieder von ihrer besten Seite und ich fuhr in
schönem Wetter los in Richtung Äthiopien. Auf der Strecke zwischen
Nairobi und Moyale habe ich mich doch sehr einsam gefühlt.
Sicherlich wurde das auch noch durch die nun wieder präsente
Unsicherheit vor Banditenüberfällen verstärkt. Marsabit, das für uns
beide schon fast Albtraum ähnlichen Status hat, empfing mich mit
viel Regen. Die gesamte Fahrt bis Moyale war wirklich hart aber
dieses mal ohne Überfälle, platte Reifen oder Steckenbleibens aus
irgendwelchen Gründen. Als ich endlich Moyale erreichte übermannte
mich ein wahres Glücksgefühl, diese Strecke endlich sicher hinter
mich gebracht zu haben. Leider häufen sich die Nachrichten von
Überfällen auf dieser Strecke wieder. Äthiopien ist für mich wieder
eine ganz neue Welt. Die Musik klingt in meinen Ohren indisch.
Englisch wird selten gesprochen. Das Essen ist gut und billig,
wogegen die Unterkünfte schlecht und teuer sind. Die Leute empfinde
ich bis jetzt als nett und freundlich. Bisher wurde ich nicht mit
Steinen beschmissen, wie wir so oft gewarnt wurden und das von
anderen Reisenden als äußerst nervenaufreibende „you you you“
Geschrei habe ich auch erst selten zu hören bekommen.
Die
Strecke zwischen Moyale un Arba Minch ist eine sehr interessante
Fahrt in Rift Valley. Die Landschaft zeigt sich in typischem
Afrikalook und ist sehr fruchtbar. Nur wenige Menschen sind hier
entlang der Strasse zu entdecken. Es gibt viele verschiedene Stämme,
deren Kleidung und Hütten ebenso variantenreich sind. Da der Umweg
ins Gebiet der Mursi, Tellerlippenmenschen, zu groß gewesen wäre und
der Regen auch noch das seinige dazu tat, habe ich mich gegen einen
Ausflug zu der wohl bekanntesten Völkergruppe in Äthiopien
entschieden.
Arba Minch liegt malerisch über dem angrenzenden See. Ich bin froh
endlich mal wieder im eigenen Zelt schlafen zu können. Leider klappt
die geplante Krokodilfahrt nicht, da ich zum einen verschaukelt
werde und zum anderen die Zufahrt zum Bootssteg so matschig ist,
dass sich selbst ein Land Rover schon eingegraben hat. Stattdessen
gibt es Leckeres bei der ortsansässigen Patisserie zusammen mit
Alexander (D) und seiner italienischen Frau Carla. Die beiden sind
auf einer ZongShen 150 unterwegs. Im Hotel beim Campingplatz lerne
ich noch ein weiteres deutsches Paar kennen, das Lehrer an der
deutschen Botschaftsschule in Addis Abeba sind. Sie laden mich ein,
meine Zeit in Addis bei ihnen zu verbringen – dieses Angebot nehme
ich natürlich gerne an. Ostern feiern wir ohne Ostereier.
Auf
einer guten Teerstrasse fahre ich zusammen mit Alex und Carla von
Arba Minch zum Langano See. Unterwegs müssen wir zunächst einen
Kabelbrand and deren Zong Shen löschen und kurz darauf noch einen
platten Reifen reparieren. Während letzterem sind wir umringt von
unzähligen Einheimischen, die nett sind aber nicht zu gut duften.
Durch diese Verzögerungen kommen wir am Langano See erst am Abend
an. Der See ist braun von Soda, welches das Wasser seifig macht und
dadurch auch Billharziose verhindert. Der Lagano See ist der
einzigste Billharziose freie See in Äthiopien. Wir haben nur Zeit
für ein kurzes Bad am nächsten morgen, bevor es dann weiter geht in
Richtung Addis Abeba. Unterwegs fange mich mir einen platten Reifen
durch einen Nagel ein und schon wieder steht reparieren auf dem
Programm. Dabei ersetzt ich gleich den völlig fertigen Dessert
(11500km) durch den neuen MT21, den ich in Nairobi erstanden habe.
Ich bekomme Hilfe von einer Bauernfamilie, was eine sehr schöne
Erfahrung ist. Später hole ich Alexander und Carla wieder ein. Wir
machen eine kurze Rast in Sashamene und gönnen uns einen frischen
Obstsaft und „Tipps“. Eines von beidem wird daran schuld sein, dass
ich in Addis mehrmals die Blumen düngen muss, denn mein Magen ist
völlig vermöbelt.
In
Addis wohne ich bei Dirk und Beate, die während meines Aufenthaltes
zu guten Freunden werden. Sie machen mir Programm und ich lerne
Addis als schmutzige und chaotische Stadt kennen, die aber alles
zu bieten hat. Unzählige Restaurants, lebhaftes Nightlife mit
viel Prostituierten (kann mich beherrschen!!!!!), luxuriöse Supermärkte,
Muezins, Boutiquen, Patisserien. Auf der kulturellen Seite ist
der Besuch im Natur historischen Museum ein Höhepunkt, wo Luci,
die Vorfahrin der modernen Menschen liegt. Das Sudan Visum dauert
leider 72 statt 24 Stunden. Das gibt mir aber wenigstens genügend
Zeit, um Addis ausführlichst kennenzulernen und meinen Magen wieder
auszukurieren. Wie es weitergeht in Äthiopien lasse ich dann demnächst
wissen.
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13.04.2004 – Oberbergen
Für alle, die noch nicht darüber informiert sind: ich bin seit
Dienstag 06.04.04 zurück zu Hause in Deutschland. Kay führt die
Reise fort und hat Arba Minch in Äthiopien sicher und dieses mal ohne
Schwierigkeiten in der nördlichen Wüste Kenias erreicht. Er konnte
mich bis jetzt nur einmal anrufen aber ich bin mir sicher, dass er
eine gute Zeit hat und es geniesst.
Nachdem wir wieder Nairobi erreicht hatten, war ich mir absolut
sicher, dass ich die Reise nicht fortsetzen werde. Ich wollte nur so
schnell wie möglich nach Deutschland. I musste mir eingestehen, dass
meine momentane psychische Verfassung eine Weiterreise nicht
erlauben würde. Ich war viel zu demoralisiert durch all die
unglücklichen Umstände und Ereignisse der letzten drei Wochen und
ich war einfach nicht in der Lage mich nocheinmal zu motivieren. Kay
kämpfte für etwa drei Tage mit sich mit der Erkenntnis nicht nach
Hause fliegen zu wollen und statt dessen die Reise alleine fort zu
setzen. Ich freute mich wirklich sehr über seine Entscheidung, da
ich davon überzeugt bin, dass er es zurück in Deutschland bereut
hätte mit mir heimgeflogen zu sein. Daher beschlossen wir auch eine
weitere Woche in Nairobi zusammen zu bleiben, bevor sich unsere Wege
trennten – natürlich nur für die restliche Zeit der Reise!
Diese gemeinsame Woche in Nairobi war wieder gefüllt mit
organisatorischen Aufgaben. Wir haben das Lenkkopflager der XR
reparieren lassen. Dieses mal aber in der KTM Werkstatt und wir
blieben dabei, um zu zuschauen. Ich konnte dabei eine Menge lernen.
Dann musste der Rücktransport der XR und von mir organisiert werden.
Kay brauchte noch ein paar Kleinigkeiten – z.B. bessere Luftpumpe.
Aber die verbleibende Zeit versuchten wir so gut es eben ging zu
entspannen und zusammen zu genießen.
Natürlich waren wir beide wirklich traurig, als es am Montag abend
für mich hiess ins Flugzeug zu steigen, um nach Zürich zu fliegen.
Aber wir sind beide davon überzeugt, dass das der beste Weg und der
beste Kompromiss ist. Es war tröstlich zu sehen, dass in der
Wartehalle vor dem Boarding noch mehr Frauen mit von Tränen
geröteten Augen saßen. Aber am nächsten Morgen in Zürich sahen wir
alle schon wieder viel besser aus.
Während des Landeanfluges auf Zürich wurde mir bewusst, dass es nun
vorbei ist. Ich habe Afrika hinter mir gelassen und muss mich nun
wieder an das europäische Leben gewöhnen. Es war ein seltsames
Gefühl zwischen Vorfreude und Traurigkeit. Ich werde nicht in vier
Wochen wieder in Stellenbosch mit meinem „Unidrahtesel“ unterwegs
sein. Ich werde nicht die nächsten paar Tage in irgendeiner Wüste
oder einem Regenwald sein. Keine Strassenmärkte mit Tomaten,
Zwiebeln, Mais und Nyama Choma. Dafür habe ich ein sicheres Zuhause,
kann meine Familie und Freunde sehen und wieder etwas ruhiger leben.
Kein tägliches Suchen nach einem Platz zum Schlafen. Keine LKW
Fahrer, die einem so viel Geld wie möglich aus dem Kreuz leiern
wollen. Keine schmutzige oder gar gesundheitsgefährdende Toilette im
Jey Jey Center. Keine Werkstätten, die mehr kaputt machen als
reparieren (habe ja zum Glück einen Bruder der das alles kann).
Meine Eltern haben schon in der Ankunftshalle des züricher
Flughafens auf mich gewartet und ich glaube nicht, dass ich unsere
Freude hier näher beschreiben muss. Während der Fahrt nach Hause
habe ich realisiert, dass ich mir selbst wohl etwas Zeit zum
akklimatisieren geben muss. Es war schon fast beängstigend. Autos
und LKWs – überall. Enge Strassen. Tausende von Verkehrsschildern –
in Nairobi gab es noch nicht einmal einen Wegweiser zum
internationalen Flughafen. Aber der wahrscheinlich deutlichste
Unterschied ist die Landschaft. Ich sagte meinen Eltern, dass ich
den Eindruck habe, dass hier sogar das Gras auf den Wiesen und die
Bäume nach DIN Norm wachsen. Alles sieht so gerade, geordnet, gut
organisiert und sauber aus! Nun, ich vermute, dass diese Eindrücke
wohl normal sind, nachdem man mehr als zwei Jahre in Afrika gelebt
hat.
Der Rest der Familie hat mich herzlich empfangen und ich konnte auch
schon ein paar unserer „alten“ Freunde besuchen. Es ist so schön zu
sehen, dass man noch immer den gleichen Draht zueinander hat. Es
fühlt sich im Moment so an als wäre man gerade mal für einen langen
Urlaub weg gewesen. Ich glaube nicht, dass ich im Moment wollte,
dass sich auch hier alles so verändert hat, wie ich mich vielleicht
habe. Es ist schön es wie einen ruhenden Pool zu erleben.
Nur eines Fehlt mir: Kay! Aber ich drücke ihm die Daumen, dass
er weiterhin die Reise seines Lebens hat und es geniesst. Ich
freue mich schon darauf all seinen Geschichten und Erlebnissen
zu zuhören und die ganzen Photos von Äthiopien, Sudan, Ägypten
und welche Länder er auch immer noch bereisen wird anzuschauen.
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27.03.04 - Weiter nach Äthiopien?
Nachdem
wir schließlich die XR auslösen konnten, begannen wir unsere Reise
durch die nördliche Wüste von Kenia nach Äthiopien am Montag,
den 21.03.2004. Die Strecke von Nairobi nach Isiolo, der erste
Aufenthalt von dreien auf dem Weg nach Moyale, die Grenze zwischen
Kenia und Äthiopien, ist geteert - easy going. Wir hatten Glück
eine tolle Aussicht auf den Mount Kenia zu erhaschen - sehr beeindruckend.
Er sieht stark aus mit scharfen Kanten und Schneefeldern. Die
Straße erreicht eine Höhe von über 2600 Metern über dem Meeresspiegel.
Es war ziemlich kalt dort oben. Auf der anderen Seite der Straße
geht der Blick über weite Felder bis zu den Ausläufern einiger
Hügel. Das ist wirklich ein wunderschöner Teil von Kenia. Als
wir Nanyuki erreichten, machten wir natürlich am Schild mit der
Aufschrift "Äquator" ein Foto. Dazu bekamen wir eine
Unterrichtsstunde von "Peter, the Teacher" (Peter, der
Lehrer) über die Richtungen, in die das Wasser in der südlichen
und in der nördlichen Hemisphäre und am Äquator fließt. Wenn Ihr
jetzt denkt, wir hätten Isiolo ohne Schwierigkeiten erreicht,
seid ihr schief gewickelt! Die XR bekamt so was wie Husten. Naja,
sie verhielt sich als hätte sie nicht genug Benzin. Vielleicht
ist die Düse durch Schlamm oder sonst was verstopft? Es war nur
ganz kurz und danach war alles wieder in Ordnung - aber was war
das? Als wir Isiolo erreichten, nahmen wir ein Zimmer im Bomen
Hotel - ein netter Ort mit einem guten Restaurant. Gegen 9.00
Uhr am nächsten Morgen waren wir bereit, die raue staubige Straße
Richtung Marsabit anzugehen. Mit dem Motorrad war alles in Ordnung
- wir fuhren mit einer guten Geschwindigkeit. Zweieinhalb Stunden
später hatten wir bereits 160 km zurückgelegt. Wir machten kurz
Halt in der Laisamis Mission, ehe wir uns an die verbleibenden
100 km heranmachten. Aber nur 20 km später passierte es - der
Hinterreifen der XR war platt. Ein riesiger Nagel war der Grund.
Da saßen wir nun mitten in der Wüste - heiß, kein Schatten und
hatten Angst, weil jeder einem Geschichten über Banditen erzählt,
die in dieser Gegend ihr Unwesen treiben. Drei Stunden später
hatten wir bereits zweimal versucht, den Platten zu reparieren
- ohne Erfolg. Der dritte Lastwagen, der vorbei fuhr, nahm die
XR und mich für einen fairen Preis (und nicht für 100 US Dollar)
mit nach Marsabit. Ich war einfach nur glücklich, dass wir dort
wegkamen. Nach drei Stunden der Sonne und der Hitze schonungslos
ausgesetzt, wird es einem schwindlig und man bekommt ein bisschen
Angst. Ich war auch sehr froh, Kay wohlbehalten in Marsabit wieder
zu sehen. Die Fahrt auf dem Lastwagen, zwischen Seifenkanistern
und Säcke voller Mais mit ungefähr 12 Einheimischen war wirklich
interessant und hat Spaß gemacht. Wir hatten den Reifen
und alle Schläuche repariert und bereiteten uns darauf vor, am
nächsten morgen aufzubrechen. Wir übernachteten im Jey Jey Centre.
Eine bis auf die Toiletten recht nette Herberge - Erstere waren
in einem Zustand, der mich zum Zweifeln brachte, ob die Benutzung
ein Gesundheitsrisiko darstellt. Vielleicht waren es auch nur
etwas unglücklich, aber ich habe mir diese Frage während der gesamten
Reise bisher nicht stellen müssen. Der nächste Morgen begann mit
einem guten Frühstück und um 10 Uhr waren wir wieder unterwegs
mit dem Ziel, abends Moyale zu erreichen. Leider kamen wir nur
40 KM aus Marsabit heraus. Ein Sandsturm machte die Weiterfahrt
unmöglich. Die Piste war nur sehr schmal, was zu machen gewesen
wäre, aber der Wind war so stark, dass wir das Gefühl hatten,
jede Sekunde umgeweht zu werden. Meine Arme waren müde, was ebenfalls
nicht sehr förderlich für eine sichere Weiterfahrt in dieser Situation
war. Wir fanden eine Akade (Baum), welche uns ein wenig Schatten
gab. Wir wollten zur Weiterfahrt warten, bis sich der Wind etwas
legen würde. So saßen wir da das Gesicht mit Brille und Kleidern
bedeckt um uns vor dem Staub zu schützen. Nach einer Stunde wurde
es jedoch eher stärker, anstatt dass es nachgelassen hätte. Wir
entschlossen uns umzudrehen und es am nächsten Tag noch einmal
zu versuchen. Aber das war leider nicht das Ende der Katastrophe.
Wir fuhren lediglich etwa 2 Kilometer nachdem die XR wieder "bockte"
und damit sicher nicht aufhören würde, bis wir Marsabit wieder
erreichen würden. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie sich
das beim Fahren anfühlte, zeitweise dachte ich auf einem wilden
Pferd zu sitzen und die Kontrolle zu verlieren. Aber irgendwie
schafften wir es zurück und dann kam für mich eine große Überraschung,
Kay sagte: So das wars! Ich kann diesen Sch.... nicht mehr länger
ertragen. Ein Punkt, an welchem ich bereits in Nairobi angelangt
war. Nun gings Kay ebenso. Es kamen einfach zu viele Dinge zusammen
- bis zu einem gewissen Punkt man kann vieles ertragen. Die nächste
Aufgabe war einen Laster zu organisieren, welcher das Motorrad
nach Isiolo oder Nairobi bringen würde, um es dort wieder flott
zu bekommen. Die Angebote begannen bei 200 Dollar. Nach einigen
Stunden enttäuschender Antworten und mit der Hilfe von Duba hatten
wir einen Preis von umgerechnet 43 Dollar ausgehandelt für den
Transport nach Isiolo am nächsten Morgen - in einem Ziegentransport,
welche auf halber Strecke in der Laisamis Mission aufgeladen werden
sollten. Gut soweit, anschließend konnten wir zum Übernachten
unser Zelt bei der katholischen Missionsstation aufschlagen. Am
nächsten Morgen um 6:30 h kam ein weiterer Kerl auf uns zu, welcher
und ebenfalls einen Transport anbot, ohne irgendwelche Güter in
Laisamis aufzuladen, direkt nach Isiolo. Wir erklärten ihm aber,
dass wir bereits eine Vereinbarung mit einem anderen haben, den
wir nicht enttäuschen wollen. Um 13:30 fanden wir heraus, dass
sich andere Leute einen Dreck um geschlossene Vereinbarungen kümmern
- Der Typ kam nicht vorbei, geschweige denn von einer Nachricht
hierüber - Er schickte Duba um uns das mitzuteilen. Ich dachte
darüber nach, wie blöd ich gewesen bin und wann ich das endlich
lernen würde, niemandem zu trauen und egoistischer zu sein. Eine
weitere Stunde später war uns klar, dass an diesem, wie auch am
folgenden Tag kein Transport mehr fahren würde. Wir kamen zu dem
Entschluss, dass die einzigste Möglichkeit von Marsabit wegzukommen
die Fahrt mit der "bockenden" XR ist. Wir filterten
den ganzen Sprit durch den Tank der KTM in der Hoffnung, dass
deren Benzinfilter etwas besser sei als der der XR und wir letztlich
sicher nach Isiolo zurück in die Zivilisation kommen würden. Für
den Fall, dass es nicht funktionieren würde beschlossen wir die
XR stehen zu lassen und eine Transportmöglichkeit von Isiolo aus
zu organisieren. Als wir am Packen waren geschah das Wunder und
zwei Kenianer John und Ali, welche im Rahmen der Entwicklungshilfe
an einem Bildungsprojekt in Marsabit arbeiten, boten uns an die
XR in ihren Land Rover zu laden, da sie mitbekommen hatte, dass
wir Probleme haben und John am nächsten Tag sowieso nach Isiolo
musste. Dieses Angebot war fast zu gut um wahr zu sein, aber Realität.
Wir luden das Motorrad noch am gleichen Abend auf, da wir am nächsten
Tag bereits um 6 Uhr morgens los wollten. Wir übernachteten wiederum
im Jey Jey Center und ich hoffte, dass nicht wieder irgendetwas
schief laufen würde bis zum vorgesehen Abfahrtszeitpunkt. Ich
wachte einige Zeit früher auf, noch bevor der Wecker klingelte.
Abgesehen davon hatte ich eh nicht sehr viel geschlafen in dieser
Nacht. Um 6:30 waren wir bereit aufzubrechen. John, Henry der
Fahrer, eine weitere Frau und ein Mann sowie ich und die XR. Kay
wollte uns bei Tagesanbruch mit der KTM folgen, wir starteten
bereits bevor die Sonne aufging. Zwei Stunden später hielten wir
bei einer kleinen Siedlung an um einen Tee und Chapati zu trinken.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Kay uns eingeholt, entschied sich aber
weiterzufahren und auf uns in Isiolo zu warten. Keine halbe Stunde
später waren wir bereit weiterzufahren und die restlichen 130
km zurückzulegen. Als wir gerade 30 km hinter uns hatten hielt
uns ein entgegenkommender Lastwagen an. Der Fahrer teilte uns
mit, dass sich in der Gegend Shifta-Banditen herumtreiben würden
und wir um drehen sollten. Er sei gerade angegriffen und ausgeraubt
worden, Ich dachte, das sei ein böser Scherz, der kaum wahr sein
könne, aber Henry drehte um in wieder in Richtung Marsabit. Marsabit
hier kommen wir wieder. Glücklicherweise hatte Kay den Truck bereits
passiert, als dieser überfallen wurde. Wir kamen nicht ganz zurück
bis Marsabit, lediglich bis zu dem kleinen Örtchen in welchem
wir gefrühstückt hatten. Leider gab es in der näheren Umgebung
keine Polizei, die uns beistehen konnten. Da wir alle dringend
nach Isiolo oder Nairobi wollten entschied John es doch zu versuchen
und weiterzufahren. Wir drückten alle die Daumen, dass die Banditen
mittlerweile genug Geld erbeutet hatten und für diesen Tag zufrieden
waren. Üblicherweise würden sie dann abhauen. Der Chef des Distrikts
organisierte einige Jungs und einen Lad Rover des Dorfes um uns
ein Stück der Strecke zu begleiten. Also gut wir kehrten auf die
Strecke zurück mit, wie ihr euch vielleicht denken könnt, gemischten
Gefühlen. Wir hatten Glück und am Ende erreichten wir Isiolo sicher
und unversehrt. Kay wartete bereits und konnte unsere Geschichte
kaum glauben. Er berichtete von einer angenehmen Fahrt, bei der
er ab und an für einige Fotos anhielt und nebenbei einem Typen
mit einer Kalaschnikow begegnete. Dieser grüßte kurz und fuhr
danach weiter. War das vielleicht einer der Banditen gewesen?
Was wäre geschehen, falls wir kein ausgedehntes Frühstück gehabt
hätten und die ersten auf dieser Wegstrecke gewesen wären? Ich
glaube das möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Nun hatte ich
wirklich genug vom Ärger und vom Abenteuer. An eine Weiterreise
kann ich nicht denken - ich möchte schleunigst nach Europa zurück.
Kay kämpft noch mit sich was die richtige Entscheidung ist. Nach
Reinigung des Vergasers und der Entsorgung des verdreckten Benzins
und Reinigung des Benzinfilters lief die XR wieder rund und dem
Auspuff entwichen "normal" aussehende Abgase - ein sauberes
Verbrennungsbild. Wir fuhren am nächsten Tag weiter nach Nairobi
und hatten abermals einen Atemberaubenden Blick auf den Mount
Kenia. Wir stiegen in Rangis Campsite ab, was fast wie einem Zuhause
ankommen glich. Ich musste leider feststellen, dass das Lenkkopflager
der XR einen Schaden hatte. Ich frage mich nur, wann diese Verkettung
Unglücken endlich zu Ende ist.
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20.03.04
- Besch...eidene Tage in Nairobi
Heute Morgen und
gestern Nachmittag waren die bis jetzt nervenaufreibendsten Tage auf
diesem Trip. Es begann alles mit der Nachricht, dass der ADAC die
Kosten für die Versendung neuer Reifen nach Khartoum nicht
übernehmen würde. Wir wollten hier in Nairobi neue kaufen, aber
leider gibt es momentan einen Lieferengpass für Motorradreifen, die
fürs Reisen geeignet sind. Es gibt annehmbare für Kay, aber für
meine XR sind nur Motocrossreifen erhältlich. Das ist nicht wirklich
schlecht - aber sie halten nicht sehr lange. Und Reifen von DHL
schicken zu lassen - nun, das Büro in Nairobi schätzte die Kosten
grob auf 300 US Dollar. Das würde am Ende teurer sein als die Reifen
hier - sie kosten übrigens zweimal so viel wie zu Hause und man hat
erst nicht das, was man möchte. Wir waren darauf vorbereitet, eine
Menge zu bezahlen, weil wir das schon vorher wussten, aber wir
hatten den Lieferengpass nicht vorhergesehen. Aber wie auch immer,
das alleine wäre noch nicht so schlimm gewesen, wenn nicht noch zwei
andere Dinge dazugekommen wären. Wir brachten die XR in eine
Werkstatt, die dafür bekannt ist, gut mit Hondas umzugehen ich
glaube das auch ohne jeden Zweifel. Aber sie hatten diesen
klitzekleinen Unfall mit der speziell angefertigten Cockpitscheibe
(Wolfgang hat gesagt, das heißt so) - einer der Arbeiter zerbrach
sie. Fantastisch, jetzt wo der Teil unserer Reise beginnt, wobei ich
sie wirklich brauchen würde. Um dieses Problem zu lösen, waren wir
einverstanden, uns am nächsten Morgen dort zu treffen, um Ideen
auszutauschen, wie man die Scheibe am besten fixieren könnte - es
gab keine Möglichkeit, sie mit der Ausstattung der Werkstatt
auszutauschen. Wir kamen drüber hinweg, aber das nächste Desaster
kündigte sich am folgenden Morgen an, als wir das Motorrad mitnehmen
wollten. Zum ersten waren sie noch nicht fertig, obwohl sie die
Maschine seit dem gestrigen Nachmittag nur reinigen wollten. Das
zweite Problem war der verstärkte Seitenständer. Sie haben uns
überzeugt, das machen zu lassen, weil die in der Werkstatt die
Erfahrung gemacht hatten, dass die Seitenständer dazu neigen, leicht
abzubrechen. Wir waren damit einverstanden, einen schmalen
Metallstreifen an der Rückseite anzubringen und die kleine Platte am
Ende des Ständers ein bisschen zu vergrößern, um auf Sand besseren
Halt zu finden. Anstatt des schmalen Metallstreifens haben sie ein
ganzes Stück von einem Rohr aus was auch immer um den Ständer
geschweißt und am Ende eine 4x6cmx3mm Metallplatte angebracht - Ihr
könnt Euch sicher vorstellen, dass
die Platte viel zu schwer war. Aber mein Ständer - einigermaßen
in Ordnung und nicht einmal ein Jahr als ist im Arsch!! (Sorry,
aber so hat sie es wirklich geschrieben!!) Ich kann einfach nicht
glauben, was sie meinem Motorrad angetan haben. Das allerschlimmste
dabei ist wieder einmal, dass ich den Arbeitern vertraut habe,
sie unterstützen wollte, in dem ich ihnen etwas zu tun gab, das
nicht unbedingt notwendig war - und was lernen wir daraus? Man
sollte niemandem vertrauen! Das aller-, allerschlimmste an der
ganzen Geschichte war aber das Verhalten eines weißen, älteren
Mannes. Er überlässt den Arbeitern der Werkstatt einen Teil seines
Grundstückes, um darauf zu arbeiten. Er dachte sich die wildesten
Lösungen für den Seitenständer aus. Wir versuchten ihm zu erklären,
dass wir den Schaden am Motorrad in Grenzen halten wollten und
dass es außerdem sehr gefährlich ist, mit einem zu schweren Seitenständer
zu fahren. Und immer die schwache Entschuldigung, dass dies halt
Afrika sei - nun, Jungs, fragt Ihr Euch wirklich, warum Ihr mit
dieser Einstellung nicht weit kommt? Am Ende gab er mir sehr nett
zu verstehen, dass ich als weiße, reiche Europäerin nicht verstehen
könne, wie es ist, für ein afrikanisches Gehalt zu arbeiten und
er nannte mir die Summe, die er im vergangenen Jahr verdient hatte
- es war mehr als das doppelte dessen, was ich in den vergangenen
Jahren verdient hatte. Dazu kommt noch, dass er derjenige ist,
der ein großes Haus und ein Grundstück in Nairobi besitzt, das
groß genug ist, mindestens fünf große Häuser darauf zu errichten.
Die Diskriminierung ging von diesem Weißen aus - ich erwartete
eine solche Situation immer mit einem Menschen mit einer anderen
Hautfarbe als meiner. Aber mit denen konnten wir alles auf eine
ruhige, unaufgeregte Weise diskutieren, so dass wir am Ende immer
alles klären konnten. Aber diese Geschichte erlaubte mir nicht,
während unseres Aufenthaltes in Nairobi Energie für den Rest unseres
Trips zu tanken. Nein, meine Nerven liegen beinahe blank. Aber
wir werden weitermachen, auch wenn ich kurz davor war, einen Flug
in die Heimat zu buchen. Wir lassen Euch wissen, wie die Geschichte
weitergeht!
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16.03.04
- Nairobi
Wenn man Arusha in
Richtung Nairobi verlässt, fährt man zunächst über eine Bergkette.
Sie war mit intensiv grünem Gras bedeckt und bildete einen tollen
Kontrast zum Himmel und der schwarzen Erde. Die Maasai schlenderten
in Gruppen umher - wissen die überhaupt, dass Sonntag eine Art
Ruhetag ist? Sie waren in ihre knallroten und purpurfarbenen Kleider
gehüllt und trugen verschiedene Arten von Schmuck - Ich hoffe,
dass sie sich diese Tradition bewahren, es macht sie so einzigartig.
Die Straße führt hinunter und die Vegetation wird immer trockener
und nimmt ab. Akazien sind die am meisten verbreiteten Bäume.
Wir sind wieder in der afrikanischen Savanne. Die Straße ist fast
leer, aber das ändert sich, sobald man zu der Kreuzung kommt,
die auf die Schnellstraße von Mombassa führt. Ich konnte es nicht
glauben - diese Typen in ihren Bussen und Matatas sind verrückt
- aber wir haben es überlebt! Wenn man sich Nairobi nähert, beginnt
man die Größe und die bevorzugte Lage dieser Stadt zu begreifen.
Wir waren tief beeindruckt. Keine der afrikanischen Städte, die
wir bisher sahen, Kapstadt ausgenommen, kann es auch nur im Geringsten
mit Nairobi aufnehmen. Alles sieht besser unterhalten und auch
massiver aus als anderswo. Es gibt jede Menge neuer Luxusautos.
Zugleich ist Nairobi aber auch sehr grün. Über die ganze Stadt
verteilt findet man jede Menge Parks und auch in den verschiedenen
Wohnvierteln machen sich die Menschen eine Menge Mühe einen gepflegten
Garten zu haben. Jetzt ist es besonders schön, weil viele Pflanzen
blühen. Einkaufszentren, Supermärkte, jede Menge Geschäfte und
die Hotels sind riesig! Selbst wenn wir nur durch Südafrika gekommen
sind - noch nicht durch Nordafrika - dies ist wirklich tief beeindruckend.
Die Menschen, die man im Stadtzentrum herumfahren sieht, sind
alle gut und vornehmlich im Cowboy Stil gekleidet. Wir fühlten
uns in unseren Reiseklamotten ständig "underdressed".
Soviel ich sah, trugen selbst die ärmsten Leute viel bessere Kleidung
und Schuhe als in den anderen Hauptstädten in Afrika, durch die
wir bisher gefahren sind. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich
mit den ärmsten Leuten konfrontiert wurde, aber das ist mein bisheriger
Eindruck. Und noch etwas anderes war wirklich bemerkenswert -
die Menschen sind viel freundlicher und offener als in Tansania.
Das mag daran liegen, dass jeder gut Englisch zu sprechen scheint.
Selbst die Frauen der Maasai gleich hinter der Grenze sprachen
ein sehr gutes Englisch und nicht nur die "geschäftlichen"
Redewendungen - verblüffend! Und wieder einmal erkannten wir -
Du überfährst eine Grenze und Du bist in einer komplett anderen
Welt.
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04.
- 08.03.2004 Serengeti / Ngorongoro Krater
Glücklicherweise sind
die Preise für eine 4-Tagessafari nicht so teuer wie für den Aufstieg
auf den Kilimanjaro. Am selben Tag, als wir uns nach Angeboten
umschauten, fanden wir ein sehr gutes. Nachdem wir bezahlt hatten,
musste alles sehr schnell gehen, da wir uns einer Gruppe anschließen
würden, die früh am Morgen starten würde. Wir gelangten zum Campingplatz
der diese Nacht für den Publikumsverkehr geöffnet hatte - eine
neue und abenteuerliche Erfahrung für uns. Im Preis ist alles
außer alkoholischen Getränken inbegriffen - sie schlagen sogar
das Zelt für einen auf. Das war ebenso neu für uns und ich fühlte
mich ein bisschen nutzlos, während ich da so herumstand und darauf
wartete, dass alles für uns erledigt wurde - aber so funktioniert
das hier halt. Am nächsten Tag starteten wir mit einer langen
Fahrt durch das Ngorongoro Naturschutzgebiet tiefer in den Serengeti
Nationalpark. Nachdem wir die Kraterwand mit unserem Defender
erklommen hatten, hatten wir einen ersten Ausblick in den Krater
Es ist ein großartiger Anblick. Ich hatte irgendwie die Vorstellung,
dass der Grund des Kraters mit Wald bedeckt ist. Aber so ist es
in Wahrheit nicht. Es gibt zwar einen Wald, aber der bedeckt nur
einen kleinen Teil des Kraters. Der Rest ist offene Savanne, die
während der Regenzeit mit Gras bedeckt ist. Die Straße führt die
nächsten paar Kilometer am Kraterrand entlang. Immer wieder kann
man von da einen Blick in den Krater genießen. Unterwegs trifft
man auch auf jede Menge Maasai, die in ihre knallroten und purpurnen
Gewänder gehüllt sind. Einige von ihnen tragen wunderschönen aus
bevorzugt weißen, blauen, roten und gelben Perlen (?) hergestellten
Schmuck. Die Männer tragen einen aus Eisen hergestellten
Reif um den Kopf. Sie sehen wirklich interessant und wunderschön
aus. Neben dem Aufpassen auf ihr Vieh, haben sie schon erkannt,
dass sie mit den Touristen jede Menge Geld verdienen können. Man
darf erst ein Foto von Ihnen machen, nachdem man sie bezahlt hat
und für einen Besuch eines Maasai Dorfes verlangen sie 50 US Dollar
pro Auto! Wir fanden es ziemlich traurig, dass sie sich für 1
oder 2 US Dollar pro Bild so verkauften - wo ist ihr Stolz geblieben?
Je näher man der Serengeti kommt, umso flacher wird die Landschaft.
Nur am Horizont kommt der ein oder andere Hügel manchmal zum Vorschein.
Sie hatten schon ein bisschen Regen gehabt und das Gras war hoch
genug, einen schlafenden Löwen zu bedecken. Es sieht genau so
aus, wie man es von einer afrikanischen Savanne erwartet. Vereinzelt
wachsen Büsche und Akazienbäume in der weiten Ebene. Hier im Süden
sahen wir jede Menge Zebras, Gnus, Thomson- und Grantsgazellen.
Wir hatten zuvor noch nie solch große Herden gesehen - wir kamen
aus dem Staunen nicht mehr heraus. Weiter nördlich im Park wurden
die Herden wieder kleiner und Zebras und Gnus konnte man nur noch
vereinzelt sehen. Aber insgesamt gesehen hatten wir wirklich Glück.
Wir sahen: Löwen, einen Leoparden, Giraffen, Elefanten, verschiedene
Gazellen und Antilopen, ein Krokodil, Nilpferde im Wasser und
an Land, Büffel, verschiedene Vögel, darunter Riesentrappen, Rotschnabelstörche
und natürlich Geier. Nicht zu vergessen die Hyänen, Schakale,
Warzenschweine und Herden von Pavianen und Grünen Meerkatzen.
Während der Nacht hört man Löwen brüllen und Hyänen lachen. Da
es um den Campingplatz keine Zäune gibt, verkneift man es sich,
während der Nacht zu oft zur Toilette gehen zu müssen. Ich vergaß
beinahe eine weitere exotische Art von Säugetieren - die Japaner.
Sie schienen die "verschmutzte Luft" und die extrem
gefährlichen Keime der Serengeti wirklich zu fürchten -
andernfalls kann ich mir die Gesichtsmasken über Mund und Nase
und die Handschuhe einfach nicht erklären! Das "Simba Camp"
im Ngorongoro Krater ist ebenfalls direkt neben dem Rand des Kraters.
Normalerweise ist in den Camps nicht viel los, aber als wir dort
waren, war die Hölle los, weil uns ein riesiger Elefantenbulle
einen Besuch abstattete. Er entschloss sich zu einem Schlückchen
aus dem Wassertank und ein bisschen auf dem Campingplatz herumzuschlendern,
bis er seinen bevorzugten Baum fand, wo er fraß - ich war einfach
sprachlos, als ich ihn vom Eingang unseres Zeltes beobachtete.
Das war zur Abwechslung mal was anderes! Unsere Tiersafari im
Ngorongoro Krater war einfach fantastisch. Die abschüssige Straße
führt durch einen Wald, der aus einer Art von Aloe Vera Bäumen
besteht. Als wir durch den Lerai-Wald fuhren, sahen wir jede Menge
Elefanten, die alle eine eindrucksvolle Größe aufwiesen. Die offene
Ebene war mit Gnus, Zebras und Büffeln auf ihrer Wanderung bedeckt.
Wir hatten Glück und sahen 7 Löwen mit 2 Jungtieren, Hyänen, Schakale
und Schwarze Nashörner - somit hatten wir die "Big Five"
jetzt alle gesehen - wir waren glücklich und unser Führer auch.
Der Krater erschien uns wie ein kleines Paradies. Er enthält verschiedene
Ökosysteme, die die richtige Umgebung für all diese verschiedenen
Tiere ermöglichen. Es ist fantastisch zu sehen, wie die Natur
solch ein Gleichgewicht schaffen kann. Diese vier Tage Safari
waren wunderschön und wirklich berührend. Wir denken, dass es
nicht das letzte Mal war, das wir hier waren - es war einfach
zu schön!
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04.03.2004
Arusha
Die vergangenen zwei
Tage waren etwas hart. Nachdem wir das "Peponi Camp",
das zwischen Tanga und Pangani an der Küste von Tansania liegt,
verlassen hatten, wollten wir auf unserem Weg nach Moshi die Strecke
durch die westlichen Usambara Berge nehmen. Nach einem Blick in
die Karte schätzen wir höchstens 50 km für diesen kleinen Umweg.
Aber wir sollten es besser kennen lernen! Zunächst einmal wäre
eine Karte im Maßstab 1:50000 perfekt gewesen, um einen Weg durch
die Berge zu finden. Wenn man die Einheimischen fragt, wie man
zum nächsten Dorf, das auf unserer Karte verzeichnet ist, kommt,
hilft nicht viel, weil die meisten von ihnen den Weg in einer
sehr merkwürdigen Weise erklären. So mussten wir erst mal jemanden
finden, der "unsere Sprache sprach". Wenn wir diesen
Tag so geplant hätten, wie er schließlich verlief, wäre alles
wunderbar gewesen. Aber stattdessen konnten wir die wirklich wunderschöne
Landschaft gar nicht genießen, weil wir dachten, dass wir uns
verirrt hätten und nirgendwo ankommen würden. Das Fahren war nicht
allzu anstrengend, aber diese ganzen kleinen Wege im Wald langweilen
dich nach einer Weile. Die schönsten Abschnitte der Strecke hätten
wir nicht durchfahren, wenn wir uns nicht verirrt hätten. Wir
kreuzten eine Teeplantage, einige Gebiete mit dichtem Wald mit
riesigen Bäumen - ich kenne diese Art nicht. Dort oben sah es
wie in einer völlig anderen Welt aus. Gegen 16.00 Uhr erreichten
wir schließlich Soni. Ein kleines Dorf, das auf unserer Karte
verzeichnet war und schätzungsweise 15 km von der Hauptverkehrsstraße
nach Moshi entfernt lag. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits
über 100 km durch die Usambaras zurückgelegt und hielten zum ersten
Mal an, um etwas zu essen. Da wir es in keinem Fall mehr bis Moshi
geschafft hätten, erklommen wir den Berg nach Lushoto. Eine kleine
Stadt, zu der eine Asphaltstraße führt, weil einer von Tansanias
Premierministern dort wohnt. Einer unserer Reiseführer beschreibt
die "Irente Farm" als angenehmer Ort für einen Aufenthalt.
Dieser Farm zu finden, entwickelte sich zur zweiten Mission dieses
Tages. Ich werde jetzt keine weiteren Details preisgeben, aber
Kay sagte, als wir endlich dort angekommen waren, er sei physisch
und psychisch am Ende seiner Kräfte. Genauso fühlte ich mich auch.
Die Farm hatte einen schönen Platz für unser Zelt unter einem
Dach. Die Duschen waren kalt, aber das war uns egal. Sobald die
Sonne untergegangen war, kühlte es ziemlich ab - angenehme Temperatur
um zu Schlafen. Die Talfahrt zur Hauptverbindungsstraße nach Moshi
ist wunderschön. Für Motorradfahrer ist es himmlisch - eine Kurve
nach der anderen. Wenn man auf einem Super-Motorrad sitzt, macht
es sogar noch mehr Spaß! Man sieht Dörfer weit oben am Berg und
man erkennt, was die Leute für einen Aufwand betreiben müssen,
um Dinge dorthin zu transportieren. Alles zu Fuß - keine Straße
zu sehen und die Einheimischen hier halten keine Maultiere. Als
ich die steilen Fußpfade überall an den Bergen sah, fragte ich
mich, wie oft die Einheimischen wohl ihre Dörfer verlassen. Aber
wie ich schon sagte - ein wunderschönes Tal! Wir erreichten Moshi
ohne irgendwelche Probleme. Geschätzte 80 km ehe wir dort waren,
sahen wir die einen Teil der Spitze des Kilimanjaros zum ersten
Mal. Der Rest war in Wolken gehüllt. Als ich erkannte, dass es
der Kilimanjaro war, klopfte mein Herz wie verrückt - könnt Ihr
es Euch vorstellen? Immer wieder verschwanden diese kleinen Ausblicke
auf die Spitze hinter den Wolken, aber jetzt wussten wir, er ist
da und er ist so hoch wie die Wolken. Kurz nach diesen unbeschreiblichen
Glückgefühlen, die der Anblick des Kilimanjaros in uns auslöste,
erlebten wir einen der härtesten Rückschläge unserer Reise. Wir
buchten keinen Aufstieg auf den Kili. Wir fanden heraus, dass
ein 6-Tagestrip mit einer Gesellschaft rund 900 US Dollar pro
Person kosten würde. Der größte Anteil an diesem Betrag ist für
die horrend teuren Parkgebühren. Ein 5-Tagesausflug käme
auf 800 US Dollar pro Person. Wir hatten die Information 500 US
Dollar pro Person - aber die tatsächlichen Preise waren beträchtlich
höher. Nun, wir mussten unsere Pläne überdenken - wir sind nicht
Rockefeller und wir wollen noch einige andere Dinge auf unsere
Reise besichtigen. Ich denke, dass ich nicht beschreiben muss,
wie traurig wir waren! Später am Tag gelangten wir nach Arusha,
wo wir unser Zelt im "Masai Camp" aufschlugen. Um unsere
Enttäuschung auszugleichen, gönnten wir uns ein leckeres Steak
im Restaurant des Campingplatzes.
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24.2.2004 -
26.2.2004 Die Insel Sansibar
Da wir dachten, dass
wir vermutlich nicht noch mal hierher kommen würden, um Sansibar
zu besichtigen, entschieden wir uns, dort zwei Tage zu verbringen.
Lynne nahm uns mit zum Fährhafen von Dar Es Salaam. Das Schiff
lief um 7.30 Uhr aus und gute zwei Stunden später betritt man
die Insel im Hafen von Sansibar. Sansibar besteht auf seiner Unabhängigkeit
von Tansania. Deshalb muss man das Einwanderungsverfahren über
sich ergehen lassen, sobald man dorthin kommt. Sobald man das
hinter sich gebracht hat, wird man von Taxifahrern, Reiseveranstaltern
und Besitzern von Gästehäusern umringt. Wir schafften es, sie
bis auf einen loszuwerden. Er folgte uns, bis wir uns hinsetzten
und beteuerten, eine Weile zu rasten. Aber es brauchte schon ein
ernstes Gespräch: Bitte lassen Sie uns jetzt in Ruhe, wir werden
keine ihrer Dienste in Anspruch nehmen, um schließlich in Ruhe
gelassen zu werden. Wir kamen gerade in Stone Town an, als es
zu regnen begann. Zum Glück fanden wir einen trockenen Flecken,
wo wir uns hinsetzten und warteten, bis der Regen nicht mehr so
heftig war. Nachdem wir weitere fünf Minuten gelaufen waren, erkannte
ich, dass sich ein Fremder in Stone Town einfach verlaufen muss.
Kay fragte einen Mann, der neben uns stand, nach dem Weg. Er war
so etwas wie ein "offizieller" Reiseleiter. Er bat nicht
um Geld, sondern beteuerte, dass er von der Regierung bezahlt
würde. Und vielleicht noch von den Gästehäusern, sobald wir uns
eingeschrieben hätten. Wie dem auch sei, er war wirklich hilfsbereit
und zeigte uns verschiedene Orte, bis wir zufrieden waren und
uns schließlich im "Heaven Guest House" eintrugen.
Kay buchte außerdem eine "Spice Tour" (Gewürztour -
Anmerkung der Übersetzerin) bei ihm für den nächsten Tag. Nachdem
wir unser Gepäck losgeworden waren, starteten wir eine Erkundungstour
über den Markt und durch die Geschäfte. Der Markt ließ uns staunen.
Ich weiß, dass es für die Einheimischen normal ist, aber für uns
- phantastisch. Die Vielfalt an Fisch und Meeresfrüchten ist überwältigend.
Der Fleischmarkt war etwas derb. Um das Vertrauen der Kunden zu
erlangen, hängen die Metzger den Kopf des geschlachteten Tieres
zum restlichen Körper, der, um in Stücke zerteilt und verkauft
zu werden, aufgehängt wird. Da Sansibar eine muslimisch geprägte
Insel ist, findet man aus nahe liegenden Gründen kein Schweinefleisch,
aber jede Menge Rind- und Ziegenfleisch. Wenn man so herumschlendert,
kann man angesichts der Obst- und Gemüsestände einfach nicht widerstehen
und muss etwas kaufen. Die Kombination der Farben, der Produkte
und selbst der Gewürze führen einen wirklich in Versuchung, mehr
zu kaufen als man auf einmal essen kann oder als man wirklich
benötigt. Da Kay`s Hosen durch den heimtückischen Angriff eines
Barhockers in der letzten Unterkunft in der wir waren kaputt gegangen
sind, wollten wir eine neue Zipp-Hose für ihn kaufen. Wir verbrachten
bereits in Dar Es Salaam einen halben Tag mit der Suche nach solchen
Hosen. Aber selbst unter den Fittichen von Lynne, die alle Geheimtipps
kennt und weiß, wie man in Dar Dinge organisiert, waren wir nicht
erfolgreich. Kaum zu glauben, diese Art Hosen gibt es auf Sansibar
in allen Farben und Stilrichtungen; sie werden "Pentagons"
genannt. Kay ist nun stolzer Besitzer einer "Diesel -Hose"
für 6.500,- TS - umgerechnet 6 US Dollar. Wir dachten uns, dass
es sich lohnt sie zu kaufen, obwohl die alte in Dar geflickt wurde.
Nach unserer erfolgreichen Einkaufstour gönnten wir uns einen
Kaffee - einen richtigen gewürzten Kaffe - sehr gut! Wir waren
beide der Meinung, dass Stone Town ein lebendiger, andersartiger,
farbenfroher und interessanter Ort ist, den es zu entdecken gilt.
An diesem Abend besuchten wir eine Tanzveranstaltung einiger Einheimischer.
Der erste Tanz war interessant, aber danach änderten sich die
Bewegungen nicht groß. Als die Tänzer einen Geldsammelrundgang
begannen und ziemlich lästig wurden, waren wir nicht die ersten,
die gingen, ehe die Vorstellung zu Ende war. Kay war hungrig und
wir gingen zu "Forodoris Garden". Dort gibt es jeden
Abend einen Open-Air "food market" (Stände mit vielen
verschiedenen Speisen und einem großen Sitzbereich, so dass für
jeden Geschmack etwas dabei ist). Es gibt eine große Auswahl an
Speisen zur Auswahl. Meistens auf einem Grill zubereitet und dann
mit Pommes oder dem örtlichen Chipati (eine Art salziger Pfannkuchen)
serviert. Es gibt Rindfleisch, Thunfisch, jede Menge anderer Fisch,
Oktopus, Muscheln, Krabben und Hummer - alles zu sehr annehmbaren
Preisen. Die Pizza auf Sansibar ist eine Art Omelette. Ich hab
es nicht probiert, deshalb kann ich nicht sagen, wie es schmeckt.
Kay genoss das Essen und sein Bäuchlein war am nächsten Tag auch
in Ordnung. Die "Spice Tour" ist eine Veranstaltung
für Touristen, aber wir haben sie dennoch genossen und eine Menge
gelernt. Ich kann mich schon gar nicht mehr an alle Gewürze und
Obstsorten erinnern, die wir gesehen und erklärt bekommen haben
- vielleicht wenn ich irgendwann mal etwas über die exotischsten
lese. Der Tag endete mit einer Stunde am Strand - der schönste
Strand, den Kay und ich jemals gesehen haben. Weißer Sand, blaues
Wasser, Palmen und einem einheimischen "Dhow" (sorry,
aber hierzu konnte ich beim besten Willen keine Übersetzung finden,
aber so, wie ich Heidi und Kay kenne, könnte es sich um ein Bier
handeln ;-)) in der hellen Nachmittagssonne. Es wäre perfekt gewesen,
wenn wir alleine gewesen wären. Wir betrachteten den Sonnenuntergang,
während wir einen Cocktail an der Bar des "African House"
tranken. Wenn man ein Bild dieses Sonnenunterganges sehen würde,
würde man es kitschig finden. Aber in echt es er soooooo wunder-,
wunderschön. Da unsere Fähre nur um 13.00 Uhr die Insel verlässt,
wollten wir den Vormittag des nächsten Tages damit verbringen,
einige historische Stätten zu besichtigen. Wir kamen jedoch nicht
weit! Kay mochte die kleinen Weißbrote, die man in Stone Town
in Sansibar oft bekommt. Als wir an einem Geschäft vorbeikamen,
das diese Sorte anbot, wollten wir zwei kaufen. Aber wieder einmal
hatten wir das Problem, kein Wechselgeld zu haben und die Inhaber
der Geschäfte haben sowieso nie welches. Ein junger Mann, der
vorgab, zu dem Geschäft zu gehören, "half" uns, was
dazu führte, dass er mit 5.000,- TS verschwand, die einmal uns
gehört hatten - jetzt jedoch offensichtlich ihm! Aber wir bekamen
Hilfe und eine über zwei Stunden dauernde Mission mit uns, drei
Polizisten, dem Vater des Diebes und einem Zeugen begann. Wir
liefen zur Polizeiwache, mehrere Male zum Haus des Vaters,
zu seiner Arbeitstelle und am Ende kannte jeder die zwei "Wazungus"
(Weiße), die mit der Polizei in Stone Town herumrannten. Aber
- wir erhielten unser Geld zurück, und zwar vom Vater des Diebes.
Da wir bei der Polizei Anzeige erstattet hatten und sie den "Fall"
bearbeiteten, befürchtete er seinen drogenabhängigen Sohn bald
im Gefängnis zu finden. Als er uns die 5.000,- TS aushändigte,
bot die Polizei an, den Vorfall zu vergessen - aha, so funktioniert
das also. Ich frage mich noch immer, ob ich mich über diese Handhabe
aufregen soll oder nicht - aber zumindest haben wir unser Geld
zurück. Als wir auf die Fähre gingen, hatten wir zwar nicht die
Geschichtsstunde bekommen, die wir wollten, aber eine Geschichte
mitten aus dem Leben in Stone Town - auch nicht so schlecht! Als
wir auf unseren Weg zum Hafen an der Polizeiwache vorbeikamen,
grüßten alle Polizisten sehr freundlich - ich frage mich nur warum?!?
Jetzt sind wir in Tanga und verbringen die letzten zwei Tage mit
unserem Freund George und seiner Familie. Am Dienstag werden wir
nach Arusha fahren, um unseren Aufstieg zum Kilimanjaro zu organisieren.
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22.02.2004
Dar Es Salaam
Der Grenzübertritt
nach Tansania war wieder völlig problemlos. Viele Typen boten
direkt an der Grenze an, Geld umzutauchen. Obwohl es offiziell
illegal ist, scheinen sich weder die Polizisten noch die Zollbeamten
darum zu scheren und es ist ziemlich gebräuchlich, Geld auf diese
Art umzutauschen. Bisher bedrängten sie uns auch nicht wirklich.
Sie fragten nur und wenn man sagte, dass man nicht interessiert
ist, ließen sie einen in Ruhe. Die Typen an der Grenze von Malawi
nach Tansania waren anders. Sie sprangen fast auf`s Motorrad und
hielten Dich fest, während sie ihre Umtauschkurse riefen. An einem
Abschnitt ertrug ich es allerdings nicht länger. Ich schrie zurück,
dass ich kein Geld hätte und dass sie mich in Ruhe lassen sollten.
Ich gab Gas und hoffte einfach, dass ich sie so loswerden würde,
ohne jemanden zu verletzen. Wieder einmal entdeckten wir
große Unterschiede zwischen den zwei Ländern. Ich kann immer noch
nicht wirklich verstehen, dass ein Strich auf der Landkarte und
zwei Gebäude mit zwei Schranken Menschen so unterschiedlich sein
und handeln lässt, obwohl sie nur einige hundert Meter voneinander
entfernt sind. Die Häuser in Tansania sind viel größer, haben
Fenster mit Holzrahmen und viele haben sogar Dachziegel.
Die Menschen sehen beschäftigt aus - besonders im ersten Abschnitt
zwischen der Grenze und Mbeya. Landwirtschaft wird in viel
größerem Maßstab betrieben als wir es bisher sahen. Wenn man die
Felder betrachtet, kann man sich vorstellen, dass sie mehr Ertrag
abwerfen als die Einheimischen in der Gegend benötigen. Sobald
die Straße in Richtung Berge (Kipengere Ranges), zwischen Matema
und Mbeya ansteigt, steigt die Anzahl von Bananenstauden kontinuierlich
an. Sie werden so hoch wie die Häuser. Daneben erblickt man riesige
Teeplantagen. Es sieht wirklich wie auf diesen Bildern in Reiseführern
oder Reisemagazinen aus. Frauen, in ihre farbenfrohen Sarongs
gehüllt, tragen Körbe und manchmal sogar zusätzlich noch ein Kind,
während sie in den Teefeldern stehen und die Blätter pflücken.
Alles sieht tief grün und fruchtbar aus. Es ist wunderschön. Die
Straße schraubt sich einen Pass hoch, dessen höchste Stelle schätzungsweise
2300 m über dem Meeresspiegel liegt. Da es nieselte, als wir dort
ankamen, könnt Ihr Euch sicher vorstellen, dass es nicht mehr
allzu warm war. Ich denke, dass ausschließlich die Nähe zum Äquator
Schneefall auf dieser Höhe verhindert. Ich würde sagen, dass dieser
Straßenabschnitt und die 50 km vor Mikumi (von Iringa kommend)
die schönsten Strecken waren, die wir bislang gefahren sind. Wenn
wir schon über Mikumi reden: Wir können von Glück sagen, dass
die Hauptstraße nach Dar El Salaam durch den Nationalpark führt.
Das gab uns nämlich die Gelegenheit, eine Safari auf unseren Motorrädern
zu machen. Wir kamen morgens, ungefähr um 7.30 Uhr, zum Parkeingang.
Sogar die verrückten Buss- und Lastwagenfahrer aus Tansania fahren
mit einer vernünftigen Geschwindigkeit durch den Park. Da wir
jede Menge Tiere sahen, denke ich, dass sie sich an die Straße
und den Verkehr gewöhnt haben - wir hätten das niemals erwartet.
Wir sahen mehrere Herden von Impalas, Zebras, Elefanten, Giraffen
und Warzenschweinen gleich neben der Straße. Das war wirklich
beindruckend. Aber der absolute Höhepunkt war, dass eine Löwin
direkt vor uns auf der Straße lief - unglaublich, aber es war
tatsächlich so. Nach den zwei Stunden Fahrt durch Mikumi fragten
wir uns auch nicht länger, ob wir nicht etwas verpasst hatten,
weil wir den Ruaha Nationalpark nicht besucht hatten. Ich denke,
dass ich niemals wieder so viele Tiere so nah an meinem Motorrad
sehen werde. Auf unserem Weg nach Dar fuhren wir kilometerweit
im Regen. Es war das erste Mal auf unserer Reise, dass wir den
Wasserpegel in unseren Motorradstiefeln steigen fühlten. Aber
da uns Lynne und Luiz, die Eigentümer unserer Wohnung in Stellenbosch,
ein herzliches Willkommen bereiteten und außerdem ein Zimmer,
um in ihrem Haus zu bleiben, waren der Regen und die feuchten
Stiefel nach kurzer Zeit vergessen. Dafür vielen Dank an Lynne
und Luiz! Nach fünf Wochen auf der Straße fühlte es sich ein bisschen
wie heimkommen an - ein sehr angenehmes Gefühl. Kay und ich müssen
uns nun entscheiden, was wir als nächstes machen werden - Sansibar,
Kilimanjaro, Serengeti? Ihr werdet es sicher erfahren. Übrigens:
momentan regnet es draußen wieder. Ich kann gar nicht beschreiben,
wie glücklich ich bin, dass wir momentan bei den Correias bleiben
können und bei diesem Wetter nicht in unserem Zelt sein müssen.
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22.02.2004
Zusammenfassung von Malawi
Das war Malawi für
uns:
Leute:
sehr freundlich, grüßen allerdings nicht so viel wie zuvor, wenn
man auf den Straßen vorbei fährt. Jeder entlang des Sees scheint
so was wie ein Geschäft zu haben, das irgendwie mit Tourismus
zu tun hat - deshalb nehmen sie überall Kontakt auf, aber es wird
nicht so gut English gesprochen wie in Sambia. Sehr hohe Bevölkerungsdichte;
Leute sind einfach überall
Landschaft:
jede Menge Bergketten, die dicht bewachsen sind. Der See ist umwerfend,
die Strände klasse und werden im Norden sauber gehalten. Beindruckende
Berge. Landwirtschaft wird sogar an Steilhängen betrieben
Straßen:
Hauptverbindungsstraßen und die Straßen entlang des Sees sind
in einem sehr guten Zustand. Off-road Strecken variieren zwischen
gut erhalten und total vergessen worden und nur von Fahrrädern
von Chitimba nach Livinstonia Mission benutzt: sehr rau, jede
Menge Steine, nur geeignet für Fahrzeuge mit Allradantrieb und
Motorräder.
Lebensmittel:
Lilongwe hat mindestens zwei Einkaufszentren dicht nebeneinander,
wo man alles bekommen kann. Märkte in den Dörfern und Städten
haben alles vorrätig und Obst und Gemüse, das man entlang der
Straße kaufen kann, sind sehr gut
Unterkünfte:
viele mit unterschiedlichen Ausstattungen entlang des Seeufers;
einige bevorzugen Lastwagen und als Individualreisender fühlt
man sich wenig willkommen
Klima:
eher heiß, aber nicht zu feucht. Morgens heftige Regenfälle, während
wir dort waren.
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16.02.2004
Moyaka Village; von Lusaka nach Nkahata Bay
Lusaka ist sonntags
ein sehr ruhiger Ort. Aber sobald der Montag Morgen heraufdämmert,
verwandelt es sich in einen geschäftigen, quirligen Ort. Wir fühlten
uns sehr wohl. Es erweckte den Eindruck sehr gut organisiert,
sauber und sicher zu sein. Die einheimischen Frauen hatten keine
Angst ihren Schmuck in den Hauptstraßen von Lusaka zu zeigen.
Wenn ihr jemals hierher kommt, solltet ihr euch ein Brot und einige
Süßigkeiten im "Le Pattiserie" oder im "Sweet D'Or",
beide in der Cairo Road, gönnen. Der Kaffee, den sie
dort servieren, ist auch sehr lecker. Das Baguette ist fast so
gut wie in Frankreich - sagte Kay. Der Abschnitt von Lusaka
nach Chipata, die Grenze zu Malawi, ist landschaftlich sehr reizvoll
und ungemein schön. Die Strecke verläuft kurvig hoch und runter.
Wir denken, dass sie eindeutig von einem Motorradfahrer geplant
wurde - die Kurven haben genau den richtigen Radius. Man
fährt an allen Ortschaften vorbei. Immer wieder kommt man
an Flecken mit Bananenstauden vorbei. Diese Bananen, die man entlang
der Straße kaufen kann, sich einfach lecker - obgleich eine ein
bisschen zu wenig ist und zwei genau richtig sind. Es hat richtig
Spaß gemacht, dieses Stück von Sambia zu durchfahren. Der Grenzübertritt
nach Malawi ging schnell und problemlos. Wir erreichten Lilongwe
schon zur Mittagszeit. Nach der Grenze änderte sich der
Hausbau im Vergleich zu Sambia. Sie bauen Häuser aus Stein.
Die Ziegel werden an dem Platz hergestellt, an dem vorgesehen
ist, das Haus zu bauen. Einige haben ein reetgedecktes Dach, einige
eins aus Wellblech, einige haben Dachziegel. Die Malawianer scheinen
emsige Landwirte zu sein. Jeder Fleck entlang der Straße und um
die Dörfer wird genutzt, um Mais, Tabak oder andere Dinge anzupflanzen.
Das Hauptverkehrsmittel scheint das Fahrrad zu sein, genau wie
in Sambia. Sie sind ein bisschen fortschrittlicher - der
Gepäckträger als Sitz für den hinteren Fahrgast ist mit einem
Stück Schaumstoff gepolstert - es sieht ziemlich komfortabel aus
für den Gepäckträger eines Fahrrades. Etwas, was man auch sofort
bemerkt, ist die viel höhere Bevölkerungsdichte. Sie haben 1/7
der Größe von Sambia, aber die gleiche Bevölkerungsanzahl. Die
Menschen sind einfach überall und auch entlang der Straße.
Das verlangsamt natürlich die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit
- aber es ist ohnehin ratsam, höchstens 80 km/h zu fahren.
Wenn man der Meinung ist, dass Sambia wunderschön ist, so wie
wir, setzt Malawi noch eins drauf. Manchmal waren die Ausblicke,
die wir auf unserer Fahrt von Lilongwe nach Senga Bay hatten,
einfach atemberaubend. Und dann der Malawi See - bezaubernd, was
kann ich mehr sagen! Wenn man das Wasser betrachtet, kann man
nicht glauben, dass es so etwas wie Bilharziose birgt. Der See
hat eine überwältigende blaue Farbe und die Strände sind wirklich
erste Sahne. Leider scheint uns die Regenzeit überholt zu haben
oder andersherum. Nach zwei sonnigen und erholsamen Tagen in Senga
Bay hat es zu regnen begonnen. Jeden Morgen um 4 Uhr kommt ein
Sturm auf und es beginnt zu regnen. Bis jetzt hat es sich immer
während des Morgens beruhigt und dann kommt die Sonne durch und
es scheint Dir unvorstellbar, dass es hier jemals geregnet hat.
Wir werden Euch wissen lassen, wie sich das mit dem Wetter weiter
nördlich entwickelt. Im Moment sind wir in Mayoka Village bei
Nkhata Bay. Das ist ein wunderschöner Ort. Sehr entspannt und
ein bisschen was von "Hippie-Feeling". Die Hütten sind
sehr nett und kosten nur 7 Euro (900 Mkw) pro Nacht für zwei Personen,
zum Umrechnungskurs, den wir erhielten. Heute werden wir hier
bleiben und dann weiter nördlich zur Mission von Livingstone fahren,
ehe wir die Grenze nach Tansania überqueren.
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16.02.2004
Zusammenfassung von Sambia
Das war Sambia für
uns:
Menschen:
im allgemeinen freundlich. In Lusaka und Livingstone Händler,
die unerwartet gutes Englisch sprachen
Landschaft:
schöne Bergketten, tolle Aussicht; sehr grün und fruchtbar, blühende
Bäume und Büsche
Straßen:
interessante und gute Straßen außer 80 km hinter Petauke in Richtung
Chipata. Die südliche Hauptverbindungsstraße ist in durchschnittlich
gutem Zustand; kein Vieh entlang der Straße, aber jede Menge Menschen,
das Hauptverkehrsmittel ist das Fahrrad
Lebensmittel:
Einkaufsmöglichkeiten in den wichtigen Dörfern und Städten; Straßenmärkte
bieten alle Grundnahrungsmittel: Brot, Tomaten, Zwiebeln, Eier,
Obst usw.
Campingplätze:
sehr nett und sauber; etwa 5 US Dollar pro Person und Nacht; entlang
der südlichen Hauptverbindungsstraße in ausreichender Anzahl vorhanden
Klima:
heiß am Tag, es kühlt in der Nacht angenehm ab
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06.02.2004
Livingstone, Sambia
Livingstone ist eine
Kleinstadt, die alles bietet, was der Reisende benötigt. Wir entschieden
uns für die Maramba Logde, um dort zwei Nächte zu verbringen.
Die Victoria-Wasserfälle sind einfach atemberaubend. Nachdem ich
einige Reiseführer gelesen hatte, dachte ich, dass es ein furchtbar
von Touristen überlaufener Ort sei, was mich ziemlich abgestoßen
hätte. Aber so war es überhaupt nicht. Die zwei Hotels, die bei
den Wasserfällen angelegt wurden, kann man von der Straße, die
zum Nationalpark führt, kaum sehen. Und im Park selbst fallen
sie einem überhaupt nicht auf. Die Wassermenge im Zambesi
war ausreichend, um einige schöne Eindrücke dieses natürlichen
Kunstwerkes zu erhalten.Wenn man den Wanderweg der östlichen Wasserfälle
geht, hat man mehrere überwältigende Ausblicke. Das einzige, was
Kay davon abhalten konnte, ununterbrochen Fotos zu schießen, war
die Gischt, die aus der Schlucht aufstieg. Man wird ziemlich eingeweicht,
wenn man den ganzen Wanderweg geht, aber uns war das egal. Die
Aussicht ist einfach zu grandios, als dass man, um auch nur eine
Stelle zu verpassen, nicht in Kauf nimmt, patschnass zu werden.
Die Fauna ist genauso überwältigend. Das Grass wächst hoch, dick
und in einem intensiven grün. Dazwischen findet man verschiedene
blühende Pflanzen in gelb, violett und orange. Mittlerweile sind
es 10 US Dollar pro Person, um dieses Naturereignis sehen zu können,
aber ich denke, dass es das wert ist und vorher verdiente Zimbabwe
daran. Darüber hinaus hatten wir zusätzliches Glück, weil wir
eine zweite Aussicht auf die Wasserfälle genießen konnten. Da
es Vollmond war, wurde uns geraten, noch mal bei Nacht hinzugehen.
Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit meinen
eigenen Augen gesehen hätte. Da kommt ein Regenbogen zum Vorschein,
erzeugt durch das Licht des Vollmondes. Ich konnte mir nicht vorstellen,
dass so etwas möglich sein kann. Also plant Eure Reise nach dem
Mondstand! Ich würde sagen, dass das eindeutig eines der Highlights
unserer Reise war! Was können wir bis jetzt über Sambia sagen?
Unmittelbar nach dem Grenzübertritt erkennt man, dass meisten
Menschen sehr arm sind. Das Leben scheint sehr viel traditioneller
zu sein, als in den Ländern, in denen wir zuvor waren. Während
wir auf die Fähre über den Zambesi warteten, hatten wir Zeit,
die Einheimischen zu beobachten. Kinder badeten im Fluss, Autos
wurden im Fluss gewaschen, Frauen kamen mit Kanistern, um Wasser
zu schöpfen und diese auf ihren Köpfen heimzutragen. Das Gleiche
sahen wir bei Teenagern - Mädchen und Jungs. Übrigens trinken
die Einheimischen direkt aus dem Fluss - keine Aufbereitung, nichts.
Ich bin nicht wirklich tapfer genug, um das selbst auszuprobieren!
Es gab eine Menge Fußgänger auf der Fähre über den Zambesi, aber
kaum ein Fahrzeug. Die Sambias (Sambas?Sambaianer? - keine Ahnung,
wie die Einheimischen genannt werden) versuchen dir alles Mögliche
anzudrehen und du hast keine Chance, ihnen zu entkommen - sie
sind einfach überall, wo Du anhältst. Das kann nach einer
Weile lästig werden, aber es ist ihre Art Geschäfte zu machen.
Die Straßen wurden uns als wirklich schlecht beschrieben. Aber
von der Ansammlung von Schlaglöchern ist nichts übrig geblieben.
Zwischen Shesheke und Livingstone sind noch 20 km, die darauf
warten, fertig gestellt zu werden. Den ganzen Weg nach Lusaka
ist die Straße sehr gut. Glücklicherweise sind die Straßen Sambias
interessanter als die Botswanas. Es gibt Kurven, Abfahrten und
Anstiege. Es gibt kein Vieh entlang der Straße, aber viele Leute.
Ihr bevorzugtes Transportmittel ist das Fahrrad. Die Landschaft
ist grün und Bäume werden viel größer als in Botswana. Alles in
allem, bis jetzt finden wir es wunderschön!
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04.02.2004
Zusammenfassung von Botswana
Das war Botswana für uns:
Leute: anfänglich ein bisschen
skeptisch und eher nicht sehr gesprächig; wenn man allerdings
erst mal begonnen hat, sich mit ihnen zu unterhalten, sind sie
sehr freundlich, hilfsbereit und was auch verwunderlich ist, jeder
spricht gut English - ihr Bildungssystem scheint gut zu sein.
Sie haben ein sehr offenes und strahlendes Lächeln. Selbst die
ärmsten Leute oder Kinder bettelten nicht; wir wurden nicht ein
einziges Mal um Geld oder Essen angebettelt.
Landschaft:
flache Büsche, von sehr dicht bis zu eher kahl, weitläufige Salzpfannen
sind einfach erstaunlich, Bäume wachsen höher je näher man sich
den nördlichen "männlichen" Tsodilo Bergen nähert. Die
sind übrigens der höchste Punkt mit 1390 m, während das sonstige
Land ungefähr 1000 m über dem Meeresspiegel liegt.
Straßen:
95 % Teerstraßen, die in sehr gutem Zustand sind, alle Hauptverbindungsstraßen
sind geteert, nur in den Parks und den Salzpfannen offroad - tiefe
sandige Passagen immer inbegriffen
Lebensmittel:
in den wichtigsten Städten ist alles erhältlich, kleinere Läden
führen einen vernünftigen Bestand, allerdings ziemlich teuer,
weil alles aus Südafrika importiert wird.
Campingplätze:
wir bezahlten maximal 40 Pula ( 8 Euro) für eine Nacht und Person,
alle hatten heiße Duschen und gute sanitäre Einrichtungen
Klima: sehr heiß im Sommer,
wir hatten wenig Regen, manchmal hohe Luftfeuchtigkeit
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04.02.2004
Katima Mulilo
Wir haben unser Budget
nicht überzogen, da wir keinen Mokoro Ausflug buchten. Leider
war der Wasserstand immer noch so niedrig, dass ein solcher Ausflug
in Maun nicht gestartet werden konnte. Man wird zunächst zwei
Stunden in das Delta gefahren und dort für den Ausflug ausgeladen.
Leute erzählten uns, dass die Bedingungen weiter im Norden schon
sehr viel besser seien. Da wir ohnehin dorthin wollten, überlegten
wir uns, den Mokoro Ausflug später zu machen. Aber wir konnten
nicht widerstehen einen Flug über das Delta zu buchen, um eine
Vorstellung von der Landschaft und der Tierwelt dort zu bekommen.
Kay genoss den Flug sehr und sah mehr Tiere als er erwartet hatte.
Jetzt werdet Ihr Euch sicher fragen: Was war mit Heidi? Nun, ich
schaffte es einige Elefanten, Nilpferde, Zebras und Büffel zu
sehen, aber nur für eine Sekunde. Die meiste Zeit dieser
Stunde, die unser Flug dauerte, war ich damit beschäftigt, mich
zu übergeben. Der Pilot sagte, dass ich dort oben den Rekord gebrochen
hätte. Es scheint, als sei mein Magen nicht für Flüge unter 500
Fuß geschaffen. Ich bekam eine ungefähre Vorstellung, was dort
unten im Delta kreucht und fleucht, aber hauptsächlich erinnere
ich mich an diese weißen Papiertüten, in die man schaut, wenn
man sich... Der Eigentümer der Nguma Lodge im Nordwesten des Deltas
wollte uns auch nicht zu einem Mokoro Ausflug mitnehmen - der
Wasserstand war einfach zu niedrig. Der Fluss floss schon kräftig
ins Delta, aber um einen ausreichend hohen Wasserstand für einen
Ausflug zu haben, hätte es weitere vier oder fünf Tage gedauert
- so zumindest seine Einschätzung. O.k., wir beschlossen eines
Tages nach Botswana zurückzukommen, wenn wir erwachsen sind und
reich genug, um in einer der Lodges im Delta zu logieren - ich
hab mich nur gefragt, wann das wohl sein wird? Die Tsodilo Berge
sind ein großartiger Ort im ansonsten flachen Botswana. Vom Gipfel
des weiblichen (Hügels ?) kann man die flache Kalahari bis zum
Horizont überblicken. Wir verbrachten eine Nacht auf dem Campingplatz
dort und erlebten unser erstes Gewitter. Es hat nicht wirklich
viel geregnet, aber es hat die heiße Luft angenehm abgekühlt und
verhalf uns so zu einem erholsamen Schlaf - einmal nicht Schwitzen
zur Abwechslung. Caprivi Strip zeigte uns dann seine ziemlich
langweilige Seite. Schilder in einem ungefähren Abstand von 20
km warnten uns, nach Elefanten Ausschau zu halten. Aber
um die Mittagszeit wissen auch die Elefanten wo die schattigen
Stellen sind - eindeutig nicht in der Nähe der Teerstraße mehr
oder weniger direkt nach Katima Mulilo. Zumindest waren ein paar
kleinere Tiere um uns - tausende von Schmetterlingen. Schon während
der vergangenen zwei Tage fuhren wir durch ganze Kolonien von
Schmetterlingen - kleine gelbe, größere hellgelbe, weiße und rotbraune.
Wirklich wunderschön, aber auch traurig, weil einige durch unsere
Motorräder, Helme, Kühlergrills usw. dran glauben mussten. Auf
unserem kleinen Umweg - die unbefestigte Straße nach Katima -
war es beinahe still - abgesehen von einer Affenherde, die die
Straße genau vor uns überquerte. Jetzt sitze ich am Ufer des Zambesi
auf dem Campingplatz der Zambesi Logde in Katima. Während ich
diesen Tagebucheintrag schreibe, bläst ein Nilpferd ab und zu
Wasser durch seine Nase. Für mich ist es nach wie vor ein bisschen
unwirklich, dass diese Tiere da sind - ständig!
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30.01.2004
Maun, Botswana
Im City
Camp in Gaborone trafen wir Edmund, einen Kanadier, der seit zwei
Jahren als Umweltberater in Serowe lebt. Er bot uns eine Safari im
Nashorn-Schutzgebiete von Khama an, wenn wir nach Serowe kommen
würden. Das hörte sich nach einer ausgezeichneten Gelegenheit an, so
dass wir unsere Route änderten und uns über Molepolole und Shoshong
auf den Weg nach Serowe machten. Die Landschaft in Botswana ist flach
- wirklich flach!! Das GPS zeigte niemals ein Höhenunterschied von
mehr als 20 Metern auf dem Weg von Gaborone nach Serowe. Die Shoshong
Berge waren eine angenehme Abwechslung auf unserer Reise. In Shoshong
tankten wir Benzin nach und Queen Samuel kam zu uns, um zu fragen, wie
es uns geht und wollte unsere Ansprechpartner in Deutschland erfahren.
Ich bin mir nicht so sicher, wie sie wirklich hieß, aber wir hatten
eine nette Unterredung. Als wir das Rhino Sanctuary erreichten,
organisierte Edmund, dass wir unsere Motorräder in das Camp zu fahren
und außerdem noch eine Nacht bleiben durften. Die Safari war
erfolgreich, weil wir nicht nur Nashörner, sondern auch Giraffen,
Impalas, Gnus und viele verschiedene Vögel sahen. Das Camp ist ein
sehr angenehmer Ort. Weit entfernt von Straßen und Geräuschen, bis auf
die der wilden Tiere im Park. Am nächsten Tag machten wir uns auf dem
Weg nach Nata. Wir befuhren die längste im Bau befindliche Straße, die
ich je gesehen habe. Auf einer Länge von geschätzten 80 km von Palapye
nach Serule konnte man all die verschiedenen Stadien einer im Bau
befindlichen Straße sehen. Übrigens, hatte ich schon erwähnt, dass
Botswana flach, wirklich flach ist?!? Es
gibt keine Berg- oder wenigstens so etwas ähnliches wie Hügelketten so
weit das Auge reicht - erstaunlich! In Francistown tankten wir
lediglich auf, versorgten uns mit Lebensmitteln und nahem einem Snack
zu uns, bevor wir weiterfuhren nach Nata. Die Nata Logde ist wirklich
ein großes Vergnügen. Für 30 Pula pro Person und Nacht bekommt man
richtig saubere sanitäre Einrichtungen, einen Pool und einen
schattigen Platz auf dem Campingplatz - wir müssen zugeben, dass wir
für zwei Nächte blieben. Aber nicht nur um uns selbst etwas zu gönnen,
sondern auch um Zeit zu haben, unsere Reifen zu wechseln. Wir wollten
zur Kubu Insel durch die Salzpfannen fahren und dafür wollten wir die
guten Reifen aufziehen und nicht die doch schon etwas abgefahrenen
benutzen. Es gibt eine Werkstatt in Nata, die ein Luftdruckgerät hat,
was übrigens in Botswana nicht ohne weiteres erhältlich ist. Die
Besitzer dort erlaubten uns die Reifen in ihrer Werkstatt zu wechseln
und halfen uns auch, wenn es nötig war. Am folgenden Tag waren wir
bereit für das Abenteuer zur Kubu Insel. Da momentan Regenzeit ist,
waren wir nicht restlos sicher, ob wir es schaffen würden. Aber wir
hatten Glück. Die Bedingungen waren in Ordnung und die
allerschlimmsten Schlammlöcher konnten wir umfahren. Es ist ein
atemberaubender Anblick, wenn man von den flachen, weißen, weiten
Salzpfannen kommt und dann die Insel, bedeckt mit Baobabs
(Affenbrotbäume) in allen möglichen Formen und Größen, vor sich sieht.
Auf jeden Fall ist die Erfahrung durch die Pfannen zu fahren
ziemlich einzigartig, denke ich. Manchmal, wenn man über die flachen
Pfannen schaut, könnte man denken, dass da Wasser am Horizont
ist. Aber es ist nur die durch die heiße Sonne von Botswana erhitzte
Luft, die einem diesen Eindruck vorgaukelt. Wenn es Euch möglich
ist, nach Botswana zu kommen, müsst Ihr unbedingt durch die Salzpfannen
fahren - für mich war es atemberaubend. Leider gab es einen großen
Nachteil auf der Kubu Insel. Wir mussten 22 Pula pro Person und
Motorrad (das macht nach Adam Riese 88 Pula, das sind umgerechnet
17,- Euro) bezahlen, um die Insel besichtigten zu können. Das
war nur für's picknicken, Übernachten nicht inbegriffen. Das hätte
dann noch mal 27,50 Pula pro Person und Nacht gekostet. Und da
ist nichts, noch nicht einmal Wasser, verfügbar. Ich denke, dass
das das teuerste Picknick war, das ich je hatte - mit mitgebrachten
Broten, nicht zu vergessen. Wir erreichten rechtzeitig die geteerte
Straße nach Motopi; an diesem Tag brachten wir 200 km auf rauher
off-road Strecke hinter uns. Ich muss gestehen, dass einige der
tiefen sandigen Passagen nicht so leicht zu durchfahren waren
mit dem ganzen Gepäck und meine Arme fühlten sich ein bisschen
wie Pudding an. Wir schafften weitere 80 km, bevor wir unser Zelt
an diesem Abend aufschlugen. Ich war wirklich müde, aber die Anstrengung
hatte sich wirklich gelohnt! Jetzt sind wir in Maun und wir überlegen,
ob ein Mokoro Trip ins Delta unser Budget sprengen wird - wir
werden es Euch später wissen lassen!
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24.1.2004
- Gaborone, Botswana
Wir verbrachten unsere
erste Nacht in Botswana in Garborone. Von Upington aus hatten
wir eine tolle Fahrt aus der Wüste in das landwirtschaftlich geprägte
Gebiet zwischen Kuruman und Mafikeng. Alles ist grün hier, sieht
sehr fruchtbar aus. Es gibt endlose Felder mit Mais und Sonnenblumen.
Manche Streckenabschnitte waren wirklich langweilig und wir haben
gemerkt, dass die Wüste einem weitaus mehr angestrengt hatte.
Der Himmel war bereits eine ganze Zeit lang mit Wolken bedeckt,
und kurz vor Kuruman gerieten wir in ein Gewitter. Glücklicherweise
war es nicht kalt, dafür war die Sicht durch den Regen stark eingeschränkt.
An der Grenze zu Botwana wurden wir von eine Typen, der im Auftrag
des südafrikanischen Fremdenverkehrsamtes arbeitete, über unseren
Aufenthalt in Südafrika interviewt. Es war fast wie eine Kurzfassung
unseres 2-jährigen Aufenthaltes in Südafrika.
Was waren die positiven Dinge? - Dass die Menschen sehr freundlich
und hilfsbereit waren. Was hat Sie am meisten beeindruckt? - Die
unterschiedliche Landschaft in den verschiedenen Landesteile und
die verschiedenen Kulturen. Was war Ihr schlimmstes Erlebnis?
- Ein gestohlenes Fahrrad und eine eine geklaute Brieftasche.
Die Einreise nach Botswana ging schnell von Statten, nach etwa
30 Minuten waren alle Formalitäten erledigt und wir setzten unsere
Reise in Richtung Kanye fort. Wir hofften auf einige Schotterpisten,
da wir bereits seit fast 2 Tagen auf reinem Asphalt verbracht
hatten. Aber (leider) sind die Straßen im südlichen Botswana exzellent
und wir fanden keinerlei Schotterwege, zumal wir auch keine zu
großen Umwege machen wollten. Bereits kurz nach der Grenze war
es offensichtlich, dass wir uns in einem anderen Land befanden.
Nur ein Teil des Landes wird landwirtschaftlich genutzt, der Rest
ist mit Wäldern mit verschiedenen Baumarten überzogen. Baumarten,
welche wir noch nie gesehen hatten. Der Stamm ist in einem dunklen
rotbraunen Farbton eingefärbt, was einen tollen Kontrast zu den
grünen Blättern ergibt. Die Dörfer sind klein und die meisten
Menschen leben in reetgedeckten Rundhäusern. Zäune sind soweit
es sie gibt aus starken Hölzern bzw. kleinen Baumstämmen gefertigt
und sehen nicht so stabil die in Südafrika aus. Kühe und Ziegen
sieht man überall entlang der Straßen. Es fühlt sich wunderbar
an mal wieder etwas neues zu entdecken. In Kanye trafen wir ein
älteres Paar, mit dem wir uns recht nett unterhielten. Richtung
Garborone wurde die Straße zunehmend belebter. Garborone selbst
wirkt eher modern und im Zentrum der Stadt gibt es einige eindrucksvolle
Gebäude zu sehen. Ich hatte zunächst den Eindruck, dass die Menschen
hier etwas zurückhaltender sind bzw. verschlossener sind. Spricht
man jedoch jemanden an, so wird dies meist aber mit einem warmherzigen
Lächeln belohnt. Gestern schlugen wir unsere Zelte auf und hatten
einige nette Gespräche mit anderen Leuten auf dem Camping-Platz.
Heute wollen wir Garborone etwas näher erkunden, außerdem braucht
unsere "XR" einen Ölwechsel. Ich bin wirklich mal gespannt,
was es noch alles zu entdecken gibt, wenn wir weiter nach Botswana
hineinfahren.
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17.
-
20.01.2004 - on the Road (Südafrika)
Nun hat sie endlich
begonnen unsere "Große Reise",. Nachdem wir unsere Sachen gepackt
hatten und die Umzugskartons aufgegeben hatten waren nur noch die
Dinge da, welche auf die Motorräder gepackt werden sollten. Am
Samstag morgen frühstückten wir im "Java Cafe" in Stellenbosch. Wir
waren richtig gerührt, wie viele Freunde vorbeikamen, um sich von
uns zu verabschieden. Auch Susanne und Max die österreichischen
Freunde von Sven fehlten nicht. Vielen Dank an alle für diese
herzliche Geste. Nach einigen ausgiebigen Tassen Kaffee stiegen wir
auf unsere Motorräder und machten uns aus dem Staub. Zum Begin
unserer Reise führen wir zum "Cape Point", um das Start Foto zu
schießen. Viele Leute sprachen uns an wegen unserer Reise, was uns
etwas verlegen machte, da wir am ersten Tag natürlich noch nicht
sehr viel Aufregendes zu erzählen hatten. Trotzdem wünschten uns
viele eine Gute Reise. Die Nacht verbrachten wir bei Laresas und
Tonys place und in einem nahe gelegenen China Imbiss hatten wir
einige "Benzingespräche" zu führen - schade, dass Sie nicht nicht
dafür entschieden mit uns zu fahren, wie wir einige Zeit zuvor noch
gedacht hatten. Als es am nächsten Tag Zeit war aufzubrechen konnte
ich dann auch einige Tränen nicht zurückhalten - irgendwie war die
ganze Aufregung, Angst und andere Gefühle wie weggeblasen. Ich frage
mich immer wieder, was den Körper dazu veranlasst. Den ganzen Tag
über, während wir eine reizenden Fahrt durch die Wüstengegend "Big
Karoo" kämpfte ich ständig damit das Gefühl der Einsamkeit und der
Angst was wohl noch alles kommen wird, loszuwerden. Aber schon am
nächsten Tag nachdem wir die Nacht in einem sehr schönen "Bed and
Breakfast" in Calvinia verbracht hatten gings mir besser und ich
freute mich wieder über unsere Reise. Auf dem Weg zum Augrabis
National Park hatten wir bereits unsere Erfahrungen mit wilden
Tieren gemacht. Eine Oryx-Familie (afrikan. Antilope) rannte in der
Prairie neben uns weit ab vom Nationalpark. Als wir diesen
erreichten entschieden wir uns zunächst den Tag mit etwas Faulenzen
zu beginnen. Es wurde jedoch weitaus mehr als nur ein schöner
Campingplatz angeboten. Wir machten eine interessante Wanderung, bei
welcher wir einiges dazulernten, welche sogar unser
"Prof. Grizmek" Kay noch nicht kannte. Ehrlich gesagt waren uns auch
die beiden Pools sehr willkommen mitten im Regierungsbezirk
"Northern Cape". Sehr knuddelig war auch ein kleines Haustier das es
im Park gab. Ein "Klipspringer" (Art Murmeltier), welches mit der
Flasche aufgezogen wurde, sprang auf dem Campingplatz herum. Und wie
wenn wir die einzigen Gäste wären adoptierte es uns als "Eltern" -
es schlief sogar während der Nacht neben unserem Zelt. Als wir
morgens rauskamen wartete es bereits auf uns. Der einzige Nachteil
des Zeltplatzes waren die Moskitos. Eine Unzahl davon versuchten an
uns zu kommen um Blut zu saugen und ich befürchte, dass dies nicht
das letzte mal dass wir mit diesem Problem konfrontiert werden. Über
die Straßen konnten wir uns bislang nicht beschweren. Das ist etwas,
was man nur in Südafrika erwarten kann. Bis jetzt haben wir etwa 50
% der Strecke auf Asphalt verbracht noch keine wirkliche
Herausforderung - einfach zu Genießen. |
15.01.2004
- Stellenbosch
Unser
letzter Eintrag aus Stellenbosch!
Nachdem wir ein tolles Silvester und Neujahr mit Claudia und David
in Kapstadt verbracht haben, bekamen wir doch so langsam aber
sicher das Gefuehl, dass nun der Endspurt los geht. Während
da noch Publikationen für die Uni fertigzustellen waren,
der Arbeitsplatz aufgeräumt werden musste und wir auch anfangen
mussten zu packen, wollten wir natürlich auch noch so viel
wie möglich Zeit mit unseren Freunden hier verbringen. Ihr
könnt Euch vielleicht vorstellen was das heisst - Ja - lange
Abende und Nächte in einem unserer bevorzugten Restaurants
oder um den "Braai" (zu Deutsch: Grill) bei uns zu Hause
oder bei einem unserer Freunde. Aber eine Abschiedsparty durfte
natürlich nicht fehlen! Daher haben wir am Montag alle unsere
Freunde hier zusammen getrommelt und eine ordentliche Party gefeiert
- morgens um vier sind wir dann totmüde aber zufrieden in
Bett gefallen.. Vielen Dank an alle die kamen und diesen für
uns unvergesslichen Abend mit uns verbracht haben - wir haben
es wirklich genossen.
Nun ist es Donnerstag morgen um acht und ich bin dabei den letzten
Eintrag fuers Tagebuch unserer Homepage auf dem eigenen Computer
zu schreiben. In Kürze wird auch er in einer der Umzugkisten
verschwinden, die wir morgen nach Kapstadt bringen von wo sie
hoffentlich zurück nach Deutschland verschifft werden.
Wenn Ihr mitgerechnet habt, dann ist Euch nun auch schon klar,
dass wir unsere Abreise um einen Tag verschoben haben. Kennt Ihr
"Murphy's Law" - es zeigte sich vor zwei Tagen. Als
ob nichts anderes zu tun wäre, war Kay damit beschäftigt
Software Probleme zu lösen - besser: sich damit herumzuschlagen.
Der Palm wollte einfach die Waypoints und Routen, die Kay im QuoVadis
programmiert hatte nicht übernehmen - die Kommunikation der
beiden Geräte wollte einfach nicht zustande kommen. Da das
aber ein ziemlich essentieller Teil unserer Reisevorbereitung
ist, konnten wir nicht einfach so drüber weg sehen. Dank
der FAQ Seite auf der Homepage von QuoVadis fanden wir dann auch
die Lösung für das Problem. Alle Waypoints und Routen
sind nun auf dem Palm gespeichert und warten darauf aufs GPS überspielt
zu werden, wenn sie dann gebraucht werden.
Für heute steht nun das finale Packen an und heute abend
werden wir dann hoffentlich wissen, dass alles auf unseren Mopeds
Platz hat und nichts fehlt - nun, das finden wir wahrscheinlich
erst auf unserem Weg raus. Aber die Leute sagen, dass es überall
in Afrika Läden gibt - was eine Überraschung - und so
kann man wahrscheinlich das eine oder andre unterwegs noch besorgen.
Ich muss sagen, dass ich inzwischen wirklich für die Abfahrt
"reif" bin. Nach einem guten Jahr des Planens und Vorbereitens
bin ich des Organisierens etwas müde. Wir mussten feststellen,
dass es doch einige Komplikationen mit sich bringt so eine Reise
von einem anderen Land als dem Heimatland zu strarten. Irgendwie
ist man überall die Ausnahme und das bringt ettliche Diskussionen
und viele e-mails mit sich um das alles abzuklären. Aber
ich muss sagen, dass die verantworlichen Personen immer sehr hilfsbereit
waren und am Ende doch alles ermöglichten. Vielen Dank dafuer
and dieser Stelle!!
Vor unserer Abreise am Samstag planen wir ein letztes Frühstück
in unserem "Lieblingskaffee" hier in Stellenbosch zu
haben: Java Kaffee. Das Ziel für diesen Tag wird Calvinia
sein. Unsere Freunde Laresa und Tony aus Kapstadt wollen uns bis
dahin begleiten, um dann am Sonntag morgen "Good Bye"
zu sagen, wenn wir uns in Richtung Augrabis Fälle in der
Nähe von Upington auf den Weg machen.
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11.01.2004
- Stellenbosch
Ihr
kennt vielleicht das Gefühl, dass ein Motorrad mit der Zeit
sich vom Gebrauchsgegenstand zum Freund wandelt. Das wird uns
in den naechsten vier Monaten sicher auch wieder passieren. Und
ein Freund braucht natuerlich einen Namen, damit man sich waehrend
eintönigen Kilometern mit ihm unterhalten kann und damit
man von ihm erzaehlen kann. Wir haben daher unseren Motorraedern
schon vor den ersten Abensteuern Namen gegeben und sie ordentlich
getauft, mit Sekt zum Anstosssesn und Nele, Myrte und Juergen
als Paten.
Wenn wir also demnaechst von "Kongoni" oder "Pongo"
reden wisst Ihr wer gemeint ist. Kongoni ist das silberne Wildebeast
aus Oesterreich und Pongo der kleine rote und rassige Buschbock
aus Japan. Beide Namen sind für übrigens Swaheli.
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29.12.2003
- Stellenbosch
Anstatt
die Weihnachtszeit zum Kartenschreiben, Geschenkekaufen oder Christbaumschmücken
zu nutzen, haben wir die letzten Formalitäten geklärt.
Kays gewaschener Reisepass ist ersetzt, die Carnets beantragt,
Versicherungen abgeschlossen und eine Spedition für den Umzug
ist auch gefunden. Was Visa betrifft haben wir uns entschlossen
alle unterwegs zu besorgen und für die Einreise nach Lybien
haben wir die ersten Kontakte hergestellt.
Nachdem wir heute mit Heidis Eltern unsere letzten Besucher in
Südafrika zum Flughafen gebracht haben, ist es nun Zeit zu
packen, uns hier zu verabschieden und endlich loszufahren, worauf
alle ungeduldig warten. Die häufigste Frage, die wir bekommen
ist daher auch "Wann geht es denn los?" Wenn
die Carnets rechtzeitig eintreffen heisst die Antwort "Am
16. Januar"
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20.11.2003
- Stellenbosch
Testfahrt:
Stellenbosch - Baviaans Kloof - Addo - Montagu -
Stellenbosch
(08.11.2003 - 13.11.2003)
Es war inzwischen schon eine Ewigkeit her, seit wir da letzte
mal mit unseren Motorrädern unterwegs waren. Aber dieses
Wochenende sollte sich das endlich wieder ändern und es gab
auch drei gute Gründe dafür: erstens hatten wir noch
einen Gutschein für eine Nachtsafari in einem privaten Wildreservat,
zweitens wollten wir unsere Motorräder mit allem Gepäck
und den neuen Gepäckbrücken auf ihre Tauglichkeit testen
und drittens war es uns endlich gelungen ein Wochenende zu finden,
an dem auch unsere Freunde Laresa und Tony Zeit hatten wegzufahren.
Wir packten unsere Motorräder am Samstag morgen und kamen
auch zu einer akzeptablen Zeit weg. Das Ziel für heute war
Laignsburg in der Kleinen Karoo. Wir genossen unsere Fahrt auf
Farmwegen bis ins Breede River Tal und von Montagu aus fuhren
wir quer durch die Kleine Karoo nach Laignsburg.
Nach einer erholsamen Nacht im Grand Hotel machten wir uns am
Sonntag morgen auf den Weg in Richtung Baviaans Kloof. Da Tony
sich in dieser Gegend wie in seiner Westentasche auskennt, könnt
Ihr sicher sein, dass wir eine Menge Spass auf unseren Mopeds
hatten. Wir mussten uns die Wege zwar mit Schildkröten, Schlangen
und Buschböcken teilen, aber das empfanden wir nun nicht
unbedingt als störend. Am späten Nachmittag erreichten
wir dann die Farm wo wir in "den Höhlen" übernachteten.
Wirklich eine gute Idee von den Farmersleuten da, aus einer Felshöle
auf ihrer Farm am Eingang des "Baviaans Kloof Nature Reserve"
eine Übernachtungsmöglichkeit zu machen - total urig
und gemütlich. Zusätzlich wurden wir dann auch noch
mit traditioneller Farmerskost verwöhnt - echt lecker!!
Am Montag machten wir uns dann auf den Weg durch das Baviaans
Kloof Nature Reserve. Das war einfach fantastisch - solltet Ihr
jemals das "Eastern Cape" in Südafrika besuchen,
müsst Ihr durch den Baviaans Kloof fahren und es ist genau
das, was man mit seinem Moped erleben will. Zur absoluten Krönung
des Tages haben wir am selben Abend noch die Nachtsafari im "Scotia"
Wildreservat mitgemacht. Nach einem so fantastischen Tag, gefüllt
mit so vielen neuen und tollen Eindrücken und Erlebnissen,
fragt man sich manchmal schon, ob man das wirklich verdient. Diese
Nacht haben wir mal wieder standesgemäss in unserem Zelt
verbracht - was ich übrigens immer geniesse - und nach einem
kleinen Frühstück in Addo haben wir uns auf die Teerstrasse
in Richtung Steytlerville begeben. Ich weiss es ist eine schlechte
Ausrede, aber wir wollten heute einige Kilometer machen und diese
Strasse war wirklich die direkteste und kürzeste Verbindung.
Aber von Steytlerville aus haben wir einen interessanten Farmweg
gefunden, der uns auf der Rückseite des Bergrückens
zum Baviaans Kloof entlangführte. Auch dieses mal mussten
wir uns den einspurigen Track mit Schildkröten teilen, aber
die haben sich zumindest nicht beschwert, wenn wir sie vorsichtig
vom Weg getragen haben. In Prins Albert angekommen haben wir eine
nettes kleines Häuschen für uns vier gefunden und die
Dusche hat nach dem langen, staubigen und heissen Tag wirklich
gut getan. Das Steak zum Abendessen hat uns dann noch die Energie
für den nächsten Tag zurück gegeben.
Da uns wirklich noch nicht wieder nach Arbeit war, haben wir kurzerhand
beschlossen, dass wir unseren Trip um einen Tag verlängern
und unser nächster Stop in Montagu sein soll. Wir machten
uns also wieder auf den Weg durch die Kleine Karoo. Ein wunderschöner
Track - schmal und mit viele Backdurchquerungen, die gerade genug
Wasser für eine erfrischende Dusche führten - sollte
uns mehr oder weniger direkt nach Montagu bringen. Leider mussten
wir feststellen, dass heutzutage auf ca. dem halben Weg ein privates
Wildreservat ist. Der Elektrozaun und das Schild "Vorsicht
vor gefährlichen Tieren" liessen uns schliesslich einen
weiten Umweg über Barydale und die R62 nehmen - aber es war
trotzdem schön.
Als wir am nächsten Tag wieder zu Hause in Stellenbosch waren
kamen wir zu folgendem Resümee: wir haben dieses lange Wochenende
wirklich genossen, wir sollten sowas definitv öfters tun
(zum Glück wird das ja bald wahr) und dass unsere Gepäckbrücken
und wie wir das Gepäck verladen wollen gut funktionieren.
Alles in Allem war es ein sehr erfolgreiches und vor allem schönes
Wochenende.
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20.10.2003
- Stellenbosch
So
langsam werden wir bereit für die Testfahrt bzw. den grossen
Trip, wie wir unsere Heimfahrt haeufig nennen. Wyn-Tech ein lokaler
Edelstahlverarbeiter, der eigentlich Tanks und Rohre für
die Weinindustrie fertigt, hat uns einen schönen GPS-Halter
für die KTM gefertigt und einen Träger für zwei
10l Kanister an die XR gebaut. Zusaetzlich gabs für die KTM
noch ein paar schicke Neopren Socken um bei den Simmeringen der
Gabel Sandallergien und Triefnase zu vermeiden. Und fürs
grosse Gepäck sind nun auch die Touratech Alukoffer montiert.
Die Passform der Träger war nicht die Beste aber das liegt
wohl in der Tolleranz. Eine kleine Zeitbombe war, dass der Endtopf
am Träger anliegt uns schon nach wenigen Kilometern deutliche
Angriffsspuren zeigt. Ein paar Unterlegscheiben extra wirken da
Wunder.
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11.10.2003
- Stellenbosch
Heute
war ein Tag zum Feiern - die KTM ist endlich angekommen! Nach
unendlichen Verzögerungen hat endlich die Spedition am Tor
geklingelt um ein vielversprechenden Karton mit der Aufschrift
"KTM Sportmotorcycles" abzuladen. Es ist wie Weihnachten
ein neues Motorrad von der Palette zu bekommen und es ist total
aufregend die Spanngurte zu lösen, den Lenker zu montieren,
Ihr mit ein paar Litern Sprit den nötigen Saft zu geben und
Ihr dann standesgemäss mit dem linken Bein Leben einzuhauchen
(bzw. einzutreten) um sie gleich darauf in die Freiheit auszuführen.
Unsere Erste Fahrt ging dann auch auf einen der schönsten
Pässe am Kap, dem Franshoek Pass. Der Blick von dort in die
Ferne macht Lust auf kommende Abendteuer!
Eine kleine Anmerkung zu KTM Importeur Südafrika: Sch...
Service und horrende Preise für Teile (es ist billiger Ersatzteile
per TNT aus Deutschland kommen zu lassen). Man wünscht sich
zurück zu seinem heimatlichen KTM Händler!
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03.10.2003
- Stellenbosch
Heute
ist ein trauriger Tag. Wir haben uns von der treuen BMW getrennt
uns sie verkauft. Aber die Trauer wird hoffentlich nur kurz anhalten,
da die KTM schon bestellt ist und in Kürze eintreffen sollte.
Vermutlich aus Einsamkeit hat die XR vorübergehend den Dienst
verweigert. Aber ne gründliche Vergaser Reinigung hat sie
zum Laufen überreden können.
Demnächst wollen wir die ersten Visas beantragen. Was davor
keine gute Idee war, ist den (Kays) Pass in der Waschmaschine
zu waschen! Mal schauen was die Deutsche Botschaft dazu sagt.
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07.09.2003
- Sinsheim (D)
Kay
Heute ist der grosse Tag für die Homepage! Gemeinsam mit
meinem Freund Wolfgang habe ich die erste und leider noch nicht
fertige Version der Homepage aufs Netz geladen. Die Englische
Version steht noch aus und das Gästebuch funktioniert leider
noch nicht. Aber ein Anfang ist gemacht und wir bleiben dran.
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06.09.2003
- Schwarzach (D)
Kay:
Heute bin ich für eine dreiwöchige Stippvisite in Deutschland
angekommen. Das gibt mir Gelegenheit Familie
und Freunden über unsere Pläne zu unterrichten und damit
sowohl Neugier zu stillen als auch Sorgen zu reduzieren. Ausserdem
werde ich die Zeit nutzen letzte Besorgungen zu machen und versuchen
noch den einen oder anderen Partner zu unserer Unterstützung
zu überzeugen. Zu besorgen habe ich zum Beispiel gute und
kleine Schlafsäcke, Funktionswäsche, Regenzeug, ein
Koffersystem für die KTM und Speichermedien für Digitalkamera
und Palmtop. All das ist in Deutschland einfacher zu finden und
billiger als in Südafrika.
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13.08.2003
- Stellenbosch
Heidi
und Kay: Soeben haben wir diese Seite angefangen. Es ist 22:07,
das Feuer prasselt im Kamin unseres Südafrikanischen Flats,
während es draussen kühl und regnerisch ist. Dies und
die Flasche Wein vor uns schafft die ideale Atmosphäre für
die Planung unseres grossen Abenteuers.
Leider gibt es noch nichts Aufregendes zu berichten, aber auf
dieser Seite werden wir Euch in Zukunft über die Ereignisse
unserer Reise informieren.
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